das unbehauste kind
es war einmal ein kind,
das hatte so viel haus,
dass es unbehaust war.
es schritt durch die räume,
die wohl erträumt waren,
sah aber nur die leere,
nicht deren eingerichtetheit.
es war einmal ein kind,
das eben dort erwachsen wurde,
aber doch blieb dieses
unbehauste kind. nachts
lag es wach und schlief
am wirren tag der häuser, die
unterm dach, aber unbedacht waren.
es war einmal ein kind,
das keine märchen kannte.
nur dieses, das man ihm erzählet hatte:
es war das märchen von dem kind,
das keine märchen kannte,
sondern solche schrieb,
wie man sie ihm erzählet hatte.
es war einmal ein kind,
das danach müde wurde
am tag und folgend in der nacht
des lebens wie des sterbens.
und so starb es nicht
und lebte gleichwohl nicht,
sondern starb, indem es lebte.
Jörg Meyer (oegyr) AutorenBio:
Beitrag vom: 2 August, 2016 (08:02) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: alptraum/ego.wunde, ego.t/error.welt, rausch (zustände) | ![]() |
Walther schrieb:
schön, wieder von dir zu lesen …
Kommentiert am 9. August 2016 um 9:46 |
Einen Kommentar zu diesem Beitrag abgeben: