meine lieder
meine lieder sind der lieb’ synkopen,
ein stottern immer in den schrägen vers.
mein gedicht ist wie das der utopen,
ein schweigen und so singen winterwärts.
ich hatte sommer, ja, und war in herbsten
gold’nes laub, im frühling war ich blüte
und blutete aus stets dem vollen herzen,
verzichteter und dir zu gut und güte.
ich war auf angefang an jedem ende,
ich sang in meine stille jedes lied
und hob dir, liebe, meine beiden hände,
als ob ich sie in meine verse hieb.
als ob zumal das immer wieder zaudern,
dass dies gedicht doch wird mich überdauern.
(171219)
Beitrag vom 19 Dezember, 2017 (05:52) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Kastanien III
Als Kinder bauten sie gern Schiffchen oder Männer
Aus diesen brauen runden Früchten, die sie fanden,
Wenn sie sie suchten. Wo die großen Bäume standen,
Da waren Kinder. Durch die Blätter kickten Kenner,
Die Kapseln flogen, brachen auf; ein lautes Schreien,
Ein Freudenkreischen und auch manches Streiten:
Das wilde Treiben würde Freuden vorbereiten:
Da mitzutun, den Steifsten konnte es befreien.
Der Mann tat mit und mischte sich schnell unters Tollen,
Gesicht gerötet und die Brille schief vor Augen,
Ging er, laut lachend, mit den Wilden in die Vollen,
Als wollte er die Jugend nochmals in sich saugen:
Vielleicht hat er das Leichte nacherleben wollen,
Doch dazu würde selbst das Glück des Spiels kaum taugen.
Beitrag vom 27 September, 2017 (16:20) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Kastanien
Schon dunkelte der frühe Herbst durch Nebelfeuchte:
Still sprach der fahle Mond Gebete für die Wärme.
Ein kalter Stich fuhr durch die sommermüden Därme,
Als aus dem Dickicht laut ein Igelkind entfleuchte.
Der spitze Ruf des Kauzes weckte Krähenschwärme,
Die müde in den Kronen ruhten: Floh die Beute,
Die er doch jagte? Winterwarnung war’s! Der dräute
Und drohte: Leben wehrte ihm mit dem Gelärme.
Der Mann schlug seinen Mantelkragen hoch und eilte
Dem Schatten hinterher, der vor ihm Faxen machte.
Es schien, als ob er an der Kreuzung kurz verweilte.
Er dachte an den Tag und an die Nacht. Er lachte,
Als sich sein Schatten mit dem schwarzen Baum verkeilte.
Dann stand er da. Er las sie auf, ganz sanft und sachte.
Beitrag vom 25 September, 2017 (08:50) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Mit diesen vierzehn zeilen
Drum spreche ich mit diesen vierzehn zeilen
in eine welt die nicht versteht was ich
versteh weil sich die zeiten stets verkeilen
dass sie zerbricht & schreit so fürchterlich
Die kleine welt die in der kapsel springt
& aus ihr samt um früchtchen aus zu treiben –
ich höre wie der frühling singt & klingt
will meine hände an einander reiben
Als schon der sommerwind den lenz verbrennt
gewitter rasen durch die felder: golden
entleiben ähren sich – der winter kennt
Den herbst & keine rast & weißen tod
& in den gärten dorren blüten dolden
ich steh & sage hier von meiner not
Beitrag vom 6 März, 2017 (08:49) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Flüchtige weg strecken
Fort gegangene fort folgen –
belagerte belegt des brot ich ess
mit auf schnitt vom ab
geschnitten hals stück in scheibchen
weise
Red keinen käse wenn du keine
wurst hast spreng falle & fresse
dich durch um sie auch nur zu
halten
Putsch dir dein auf putsch
mittel & werfe nebel kerzen
auf wasser werfer in truppen
stärke dich mit kindes kindern
wirf dich
Weg wo ein wille mit isst bleibt
die küche kalt & der brei verdirbt
den charakter weil drei
köche um ihn veits
tanzen
Sei eine folge verfolgter &
gehe über die wasser so ist
das mittel meer: du zaun
könig im maschen draht –
stacheln auf die neueste
masche
Ist gefallen & am leichen
tuch wird mit heißer nadel
genäht – lass dich aus booten
& lenze kähne mit loch
sieben
Wandle & verwandle dich
Folge dir nach & trete in
zu große schuhe um sieben
meilen zu stiefeln – folgen
los ohne ende & bei fang
im netz
Beitrag vom 2 August, 2016 (20:01) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, terra/adern/fluss.linien, terrere est humanum?, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
bis morgen häuslich
bis nachher, morgen, sind noch viele träume
bereit und in der playlist,
im luftschloss stehen leer die räume,
doch sagen noch nicht, welcher’s ist:
ist’s dies’ kabuff, die windzerschrägte kate,
die längst von mir befreite zelle,
das haus, in dem ich auf dich warte
wie türen auf der heimatlichen schwelle?
schon gestern hatt’ ich tief geträumt
vom umzug und dem wechsel der tapeten,
dass ich die alten wändekader ausgeräumt
und säße schon auf den raketen,
auf den’n ich reite zu dir übermorgen
wie münch’ aus seinem lügenhausen.
ich werde dir noch einen traum besorgen
und kämme mir schon mal die flausen.
(für julija)
(gelesen hier)
Beitrag vom 21 Mai, 2015 (01:09) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Stahlhimmel
Der Himmel ist aus Stahl geschmiedet und
Gehämmert. Winterhartes Licht: Es dämmert
Am Horizont wie Essenfeuer. Wolken
Sind pink-orangen angehaucht. Ganz matt
Und müde liegt ein Violett in Fransen,
Die flüchtig kahle Äste strähnig kämmen.
Ich kehre mich nach außen und nach innen.
Die Augen spiegeln alle falschen Farben,
Die meine Netzhaut überpinseln, als
Ich nach den ersten Sternen greife, die
Sich schüchtern blinkend auf das Stahlblau setzen.
Bald wird ein Sturm sich durch die kalte Stille,
Durch die Idylle fressen, sie verdauen.
Ich schlage meinen Kragen hoch. Ich gehe.
Beitrag vom 31 Januar, 2015 (13:38) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Gedanken zum Herbst
Auf dem Äst verbrüdern sich
Zwei Krähen und stecken die Köpfe zusammen.
Der Ahorn hat sich entblättert,
Schämt sich aber dafür und trägt die Reste stolz:
Wie so viele Bäume ein Verlierer,
Übt er sich in schwarzem Strich am Himmel.
Das Eichhörnchen verbuddelt
Hastig Walnüsse. Daneben Haselnüsse. Und
Daneben Kastanien. Ein Igel
Kiebitzt. Dann trollt er sich raschelnd. Die
Krähen mögen sich nicht mehr,
Und dem Ahorn ist piepegal, wer da krächzt.
Die Sonne hängt sich in den
Leeren Apfelbaum und stapelt tief. Ihr
Schlagschatten zerfasert sich
Ins Halbdunkel zweier Holzbeugen. Über
Allem tanzen Eintagsfliegen
Letzte Hochzeitspolkas, Hab mich lieb! flügelnd.
Ich lüge mir die Hände in die
Taschen und vergrabe meine Frühlings-
Hoffnungen. Ernüchtert schaue
Ich meiner Atemfahne hinterher und stelle die
Falschen Fragen auf die richtigen
Antworten. Denn ich bin so alt wie das Jahr.
Beitrag vom 9 November, 2014 (13:45) | Autor: Walther | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
linie & korn
rote linien auf den punkt
gebracht und countend zeitlos down,
allen schlimmen dingen klau’n
ihr s.o.s, in nacht gefunkt.
mein korn zielt reifend auf die kimme,
die beeren abgepflückt den sträuchern,
um dürr zu werden im mich räuchern,
dass stroh nicht werde meine stimme.
so ohm’ ich meine widerstände
und faraday and night die ladung,
voltare spannung und bleib’ harung
im teich der haie wilder wende.
ich netze durch die engen maschen
wie gut geölt mich als sardine,
und zwänge mich als serpentine
in dosen meines eingemachten.
i walk the line am seid’nen faden,
und träum’ vom punkt wie eduard
in buschens vers – und eh schon wart’,
dass kurvend werd’ auf ihr ich fahren.
Beitrag vom 25 Juli, 2014 (05:04) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
ein winter der nie endet
die flocken zählst du die auf ästen hocken
sie sitzen seit an seit um sich zu wärmen
und die die von den weißen wintern schwärmen
sie wollen sie ins kalte freie locken
du würdest lieber mit den blumen rocken
dir wühlt die ungeduld in den gedärmen
die augen sind schon stumpf man spürt dein härmen
dein sehnen nach den gelben osterglocken
die leberblümchen strahlen blau und keck
du siehst sie kurz dann spielt der schnee verstecken
und – schwupp! – sind alle frühjahrsboten weg
du wünschst frau holle soll am frost verrecken
– ein winter der nie endet ist ein dreck –
und hasst sie für das schütteln ihrer decken
Beitrag vom 26 März, 2013 (11:45) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
zeitreise
„Arelegia! Alles aussteigen bitte!“
Beitrag vom 11 Februar, 2013 (10:26) | Autor: Kathrin Drescher | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
sahara wind
der süd wind bringt ein flüstern schöner zeiten
die sonne eine ahnung jenes lichts
spricht träumend von dem warmen süßen nichts
tun will die lebens mühen so bestreiten
ein lächeln faltet flächen des gesichts
die ohren voll des rauschens der gezeiten
erwarten das gitarren spiel ein gleiten
ins meer & die gerüche des gerichts
das süden heißt das land des winter sehnens
das fenster wird geschlossen schmerz des wähnens
so endlich wie die mär vom paradies
beleuchtet grau die dunkel zeit des lehnens
gebeugt die alben blätternd des erwähnens
erinnerns an die brise die da blies
Beitrag vom 28 Dezember, 2012 (10:26) | Autor: Walther | Rubrik: netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
watt wahl watt wal watt watt
wa(h)l verwandschaften speien
fontänen & wühlen die see auf
die ruhig lag still ruht er der see
die see wütet schäumt brandet
gründen tief die stillen wasser
die öl platt formen gründen tief
die wind räder gründen tief das
echo lot lotet tief aus laut aus
das watt kennt kein volt aber
eine volte die robben robben
die wale voltigieren das watt
kennt mega watt lernt kilo
volt kennen hängt die wolken
an stark strom leitungen auf
es hat keine(n) wa(h)l mehr
ebbe sagt das meer zur flut der
fische ebbe sagt das meer zu
möwen es will watt formen
& hat platt formen hering in
öl & gas hat spaß das watt
Beitrag vom 12 November, 2012 (20:35) | Autor: Walther | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., lug & trug, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
farbverwirrung (haiku)
farbverwirrung –
der ahorn weiß nicht, was er
heute tragen soll
Beitrag vom 31 Oktober, 2012 (19:33) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
septemberränder: 30
(„Der dieses Liedlein hat gemacht / Von neuem hat gesungen, / Der hat gar oft den Tod betracht / Und letztlich mit ihm g’rungen. / Liegt jetzt im Hohl / Es tut ihm wohl / Tief in der Erd verborgen“ – Anonymus, 17. Jh.)
geh letztmals barfüßig auf den balkon,
schau an, wo mond hinweht, heut schwammumwölkt.
der sommer ging, herbst kam, und ich walk on
the line auf dachfirst, wo ein täubchen bölkt
recht heiser, spät sein letztes liebeslied.
ich sing es mit, auf füßen, die erkalten.
ein stöckelschuh der parzen mir noch blieb,
solch high-heels in sonetten zu verwalten,
den langen marsch durch institutionen
der strengen form am leichten fuß, der gänge
schwer und schwerer durch den sumpf, wo wohnen
nicht ich mehr, tauben nicht und tanzend musen.
la lune nur noch und ihre abgesänge,
die drücken sterbend mich an ihren busen.
(das letzte sonett aus 30 „septemberrändern“)
Beitrag vom 30 September, 2012 (22:58) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
spät sommer ahnung
das leise rauschen von den blättern wind
gemacht so schiens hat noch der sommer aber
ganz langsam wird es herbst der kandelaber
auf der veranda flackert wo wir sind
zum abschied nehmen im gespräch versunken
ein schauer lässt am arm die haare stehn
als wir uns tief in unsre augen sehn
da war das letzte kalte bier getrunken
ich hole uns die jacken denn die kühle
zieht bis hinein in unsre knochen das
ist eine todesahnung die ich fühle
sie sticht in diesen abend nach dem spaß
des langen warmen tags ich halt dich fest
sag ich zu dir weil deine wange nässt
Beitrag vom 28 August, 2012 (12:50) | Autor: Walther | Rubrik: herz & lenden, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
mondweg
wie der mond geht durch
die wolken, ein stiller weg
weht licht durch sein kleid.
(für lilly)
Beitrag vom 7 August, 2012 (05:21) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
land schaf.f.ten
das heute hat traumatische ränder
au.f.sgefasert von sonnen stürmen
au.f.s.gerissen & ionisiert
wie wetter fahnen ziehen polar
lichter farben schlieren hin ge
pinselt von aurora so göttlich
so kalt gestörte röhren kommu
nizieren verrätseltes an denker
stirnen an höhlen menschen die
wolfs rudel streunen lassen durch
verlassne ebenen & savannen
wo heimat los sein wird & leer
wo fuchs dem has gut nacht sagt
wo dann der wald u.m.nbe.gangen
sonn wie werk tags morgen wie
abend dämmert da sei die stumme
zukunft in weiten teilen da kehre
zurück was war bevor wir kamen
& endlich gingen über die ränder
un.versehrtheiten hängen in spinn
weben neben tau tropfen im wind
für karl, dessen gedichttitel mich anregte
Beitrag vom 29 Juli, 2012 (18:39) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Strandgelaufenes II
– Kanarische Sandeleien –
Ein blanker roter Hintern prahlte gegen die Saharasonne an, deren Nachhaltigkeit durch den kanarischen Wind maskiert wurde. Der Sonnenbrand wusste das zu schätzen. EfFKaKanien war überall. Man konnte keine Schritte gehen, ohne in solche zu sehen.
Hängebaucheber und Hängepodamwild wursteln sich aus durch die Lappen geschützten Grillplätzen, manchmal mehr und manchmal weniger unbekleidet. Sie trotteten in Richtung Meer, um dort die Gebeine zu wässern. Wir wanderten Strand, Zehenkühlung und atlantische Kneippgüsse eingeschlossen. Ein Ganzkörperpeeling war inbegriffen. Wadenkrämpfe wurden nicht registriert, aber gelegentliche Augenkrämpfe protokolliert. Man biss auf Sand.
Die volle Aufklärung für den Nachwuchs war kostenlos beigegeben. Frisch tätowierte Backfische entstiegen der Brandung, und silikonoptimierte Brüstungen liefen kostenlose Werbung für Wacker Chemie. Venus war überall.
Die durch Blasenerleichterungzwänge herbei geführten Tinto di Verano Gesprächspausen waren tiefenentspannt und gesprächsfördernd. Wir hielten uns an Händen und die Köpfe sowie deren Bedeckungen fest. Steife Fuertewinde rissen manches Wort mit sich – glücklicherweise.
Hotels kletterten die Abhänge hinauf, sie wuchsen quasi aus Dünen empor. Die Wellen schienen sie zu gießen. Von Bauruinen und vereinsamten Kränen durchzogen schlängelten sich empor bis in die Berge. Kahl war als Beschreibung der rotbraungrauen Landschaft übertrieben. Wadis durchschnitten Steingeröll. Fürs Grün waren Lupen erforderlich.
In Gummischlauchvernetzungen wurde meerwasserentsalzte Bewässerung in Palmeneinsäumungen umgesetzt, die alles Menschengemachte umgaben, sogar Straßen. Gelegentlich brachten tropenbefeuchtete Bougainvillae Farben ins Spiel. Verbreitete Aloe Vera sprach endlos trockene Wahrheiten aus. Dazwischen überzeugten Kakteen durch stacheliges Gehabe.
Über Bergkuppen wälzten sich Wolken, in die sie sich verstiegen hatten, vor bis zur Abrisskante. Heftige Palmwedelungen sorgten böschwankend für klaren Nachthimmel über Hotelanlagen und putzten den Mond für Mann und Frau daselbst. Auf dem ausladenden Balkon sah ich der Herzensdame ins Auge, noch ungetrübt vom kanarischen Weine. Ich sah tief, fiel tief und rollte mit der Brandung in den Tiefschlaf.
So liefen wir immer wieder Spuren in den Sand. Die Wellen machten den kapitalen Fehler, sie immer wieder zu löschen. Auf die Flut folgte die Ebbe, im Meer und in der Kasse. Und nichts, was war, blieb. Außer dem Wind selbstredend, und der immer wieder auftretenden Kalima Kamalität, dann, wenn das Brot nicht mehr in den Ofen musste, um gebacken zu werden.
Beitrag vom 8 Juli, 2012 (18:10) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, haut.falten/masken.wahn, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
sorgenfalten gedämpft
heute mal sorgenfalten gedämpft
auf der seerose liebt sich ein
libellenduo im kriminaltango
gewitterwindig wirds der
amsel ein wenig unheimlich
da spricht einer der viel zu
sagen hat sehr laut seinen
kommentar der selbst begleit
blitze richtig zucken lässt
die backen gebügelt die seele
gebotoxt welche platte er
scheinung sieht mir entgegen
in der spiegelung des garten
teichs von wasserläuferkringeln
durchwellt trotz atemstillstand
Beitrag vom 13 Juni, 2012 (19:38) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, lug & trug, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Herbstsenryu I
Morgens den Nebel
Von Autoscheiben wischen –
Der Tag kann kommen
Beitrag vom 1 November, 2011 (17:54) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Schlierenzierde
Die Nebel nehmen morgens überhand,
Und feine Tröpfchen legen nackt und bloß,
Wo Feuchte gerne kriecht und liegt. Wie groß
Die Schatten werden, misst noch unerkannt
Der Winter, und er scheint dabei zu lächeln.
Die Sonne müht sich, ohne zu gewinnen:
Aus Morgendunst will fahl ein Baum gerinnen,
Den Schwaden ohne festes Ziel umfächeln.
Die Fenster trüben ein, und eine Schwere
Legt sich wie eine zweite Schicht um das,
Was gestern reines Leben war. Die Kehre
Vollzogen, so beginnt der Weg ins Graue,
Ins Engbegrenzte. Schlieren zieren Glas:
Der Blick hindurch verschmiert ins Ungenaue.
Beitrag vom 16 Oktober, 2011 (18:54) | Autor: Walther | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Strandgelaufenes
Das Rauschen außen übertönt das innen. Wogende Ruhe und laute Stille. Statt Denken: ein Hintergrundgeräusch zusammenhangloser Laute und Wortfetzen, murmelndes Geplapper, ungetaktetes Brabbeln. Innerer Frieden einmal anders.
Das Urteilen ist abgechaltet. Der erste Eindruck hält der Prüfung stand, weil sie ersatzlos entfällt. Entspannung eben weil keine Anspannung entsteht.
Die Wellen brechen sich, der Levantewind peitscht in Böen den Sand gegen die Waden: Peeling neu definiert.
Er sucht ihre Hand. Sie sind davon Gekommene, einmal den Strand hinunter, einmal wieder hinauf.
Beitrag vom 22 August, 2011 (17:34) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Man sieht die Krähen fliehn
Man sieht die Krähen fliehn in großen Schwärmen.
Es bersten Himmel und der Horizont.
Die Vögel reiten Böen so gekonnt,
Ein Fauchen übertönt ihr schrilles Lärmen.
Die Häuser wirken schwarz und unbewohnt.
Es rührt die blanke Angst in den Gedärmen.
Schon will die feste Kleidung nicht mehr wärmen,
Ein Blitz hat hell erleuchtet und verschont.
Die Wetter wollen wüten, wollen tanzen,
Ihr wildes Toben macht die Wolken auf.
Der Donner schüttelt durch, die sich verschanzen,
Ein Unheil nimmt sie mit in seinem Lauf.
Die Sicherheit, ein Trugbild nur aus Träumen,
Ersäuft, wenn Wassermassen talwärts schäumen.
für Ramona und Niko
Beitrag vom 29 Juli, 2011 (20:58) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Ich gebe Laut
Ich gebe Laut vom großen Wunderwort,
Wo doch am Straßenrand der Schnitter wartet.
Der Bux ist schon zu Wildgestrüpp entartet.
Der Rote Milan übt den Hasenmord.
Mein Atem streicht die leere Stundentafel,
Der letzte Hoffnungstraum kommt aufs Schafott.
Vom Blasorchester bleibt noch das Fagott.
Die große Absicht war nichts als Geschwafel.
Du zeigst mir wenigstens ein kleines Lächeln,
Das diesen Übergang mit Glanz versieht.
Da will ein leiser Hauch mich zart umfächeln,
Will kühlen, was alsbald ins Licht entflieht.
Ich wollte jetzt die rechte Saite schlagen,
Die eine Antwort hat auf alle Fragen.
Beitrag vom 21 Juli, 2011 (21:33) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, lug & trug, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
nachtrag
schweigsam
legt sie die hände
in den schoß
wenn die abendröte
flieht
gurren keine holztauben
mehr
und die nachtigall
schlägt
tapfer an
gegen den wuchtigen
rotorblättersound
der vom windpark her
über die landschaft
schwappt
wie es wohl wäre
mit einer brise
brandungsrauschen
mit gischtflöckchen
am fuß
der bruchsteinmauer
die den friedhof trennt
vom dorf
wie anders
würde das lied
der birken klingen
und das der linden
â?¦ oder auch nicht
Beitrag vom 18 Juli, 2011 (21:38) | Autor: Ramona Linke | Rubrik: tage-bau, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
wilde Rose
Kräuter sammeln â?¦
Die wilde Rose zerrt
an meiner Joppe
Beitrag vom 30 April, 2011 (08:34) | Autor: Ramona Linke | Rubrik: tage-bau, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
haiku
junges Birkengrün
von einem Lächeln gestreift
im Vorübergehn
Beitrag vom 9 April, 2011 (09:26) | Autor: Ramona Linke | Rubrik: tage-bau, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Winterhaikus
Durchnässte Schuhe “
Der Eisbrecher zeigt
Den Weg
Eiszapfentropfen “
Musik
In manchen Ohren
Eistanz “
Die Möwe und
Der Fisch
Beitrag vom 15 Januar, 2011 (16:24) | Autor: Walther | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Winter am Strom
Man sieht – am Ufer stehend – Schollen treiben,
Verkanten und verschachteln sich zum Wall aus Eis.
Es bäumen sich die Wasser auf Geheiß
Des Winters! Fische werden sie entleiben:
Da stürzt, inmitten flatternden Geschreis,
Die Möwe“ sie wird nicht die letzte bleiben “
In Wasserlücken zwischen Brucheisscheiben.
Sie zucken in die Adern jenes Breis,
Den dort der Brecher stampfend hinterlässt,
Wenn er – sich durch die Schollenberge zwängend “
Für Schiffe eine freie Rinne presst:
Nicht nur die Möwen krächzen laut und drängend.
Man steht im Schneesturm, an den Schuhn durchnässt
Und Kälterotz aus seiner Nase hängend.
Beitrag vom 10 Januar, 2011 (17:43) | Autor: Walther | Rubrik: zugvögel/wind.bahnen | ![]() |