Nord mann schütteln
Dem nord mann in der
tanne die hand schütteln
dass sich die äste auf
stellen
Mann samt baum im
ständer fixieren & den
fuß an feuchten
Das ergebnis mit allerlei
rau & allerlei schön
behängen dann
Kerzen auf die spitzen
hexen & mit einem
schuss menschen liebe
segnen
Beitrag vom 23 Dezember, 2017 (15:44) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt, netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Wo die Angst ist, ist der Weg
Immer meiner Angst nach, ich kann den Weg gar nicht verfehlen.
Beitrag vom 21 Februar, 2017 (15:56) | Autor: Kathrin Drescher | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Österliches
Gebete klingen durch den Raum,
Den hohe Fenster farbig säumen.
Man kann durch ihre Splitter träumen,
Und das Gemurmel hört man kaum.
Den hohen Turm umflattern Tauben.
Ihr Weiß ist grau; die Tauben taub,
Und alles Träumen wird zum Raub
All derer, die den Glauben rauben.
Ein Glockenklang verziert die Luft.
Sie zittert sich zum Ton, soll rufen,
Und weißer Rauch schmerzt wie der Duft,
Den alte Spezereien schufen.
Ein fernes Licht strahlt durch die Kluft.
Der Esel scharrt mit feinen Hufen.
Beitrag vom 22 April, 2014 (08:23) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
ByeByePass 22-23
22 (110428 1:52)
weltverbesserer, unverbesserlich
in der kaufhalle zufälliger treff
mit dem ehemals (und noch) genossen:
er: schaut auf den inhalt meines
korbs, den wir visionen gaben.
ich: hab“ darin unverbesserlich
die hölle für und gegen alle
meine himmel noch versammelt:
den trunkspruch verbessert das gebet.
***
23 (110428 2:00)
ändere die welt, sie braucht’s nicht
ach, was vermögen wir denn zu brauchen …?
und was brauchten wir zu vermögen?
am abend der blick nach oben
zum gestirnten und den „moralischen
gesetzen“ in, aber auch außer mir.
kant. cunt. können noch und
doch nicht mehr wollen.
unter sternen blank der gebrauch der welt.
Beitrag vom 28 April, 2011 (02:27) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
hochsommer am südpol
derzeit minus neun]und[zwanzig grad,
schweigt nah am pol der sommer, eis nicht schmelzend.
die gegensätze ziehen sich warm an.
sein pelz ist nicht des pudels kern, sein mantel
die nach außen kehre – südens rat:
du bist nicht nackt, wenn du, im schnee dich wälzend,
durchschwimmst das eis, das feste, das verrann,
als du es flü[cht/ss]ig machtest deinem wandel.
vierundfünfzig grad, neun][zehn minuten,
und sieben davon nach der zehn an länge:
dort ist der platz, an dem ich meine ruten
bündele mit eng gebund’nen stricken,
die ziehen mich nachhaus, wohin ich dränge
die zeit, die grade und das mich verrücken.
Beitrag vom 23 Januar, 2011 (00:43) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Ausgleich
Jeder braucht einen Ausgleich. Für seine Arbeit. Von seiner Familie. Wegen seiner ermüdeten Augen. Ausgleich kann Redezeit, Geld, ein Kuss sein. Ein neuer Bildschirm, wie eine Wohltat. Endlich. Wichtig ist in jeder Beziehung der Ausgleich. Doch er kommt nicht immer von alleine, wie ich lange glaubte. Manchmal muss man ihn sich holen. Wenn ich das nicht zum richtigen Zeitpunkt erledigt habe, fühle ich mich irgendwann nicht mehr ausgegelichen, bin gereizt.
Beitrag vom 11 November, 2010 (23:14) | Autor: Uwe Schick | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Ach du Wort, du Wind im Labyrinth
Schon mal was von Paragrammen gehört?
Ein Spiel mit Wörtern, vertauschte Buchstaben usw.
Die fallenden Blätter
vorbeiruaschende Autos
Vorbeiruaschend? Vorbeihuschend?
Wort beim u erhaschen? oder überraschen?
Ein Wort ein Blatt im Wind?
Ein Vogel, vielgelesener Esel
ein Wirt ein Wort im Wattenmeer?
Ein Möwenwirt?
Einer, der die Wörter packt und pickt und zwinkert?
Ach ja der Specht der letztens Buchstaben Bachstuben
Bach- Stuben? Stubben aus dem Rauschen stupste?
aus dem Baum aus dem Bauch
des Baums im Traum?
Ein träumender Baum im Specht?
trommelte
und ein Segelschiff aus dem Schaum?
bummelt versimpelt versenkt in sich
mit der Ferse für Verse
Verse mit der Ferse im Bach?
und einem Schwan als Kapitän?
der gurgelte:
Träume?
Melodie und Rhythmus
sind Melone und ritt los?
Mit dem Pinsel.
Ach du Pinselschwan
Beitrag vom 8 November, 2010 (23:33) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Musik der Erinnerung
Heute am Müggelsee
Sonniges Herbstwochenende Viele unterwegs Ich überhole zwei Mütter, eine mit drei, die andre mit einem Kind in der Karre. Das lächelt mich an, ich zurück, Mutter freut sich. Als ich vorbei bin, höre ich: 'Wer war denn das? Weiß ich nicht. Der war nett, ich habe auch gelächelt.' Hinter Ufergehölz kroaksen Kormorane. Ich gehe zum Ufer, sie zu sehen. Ein altes Paar kommt.â?¨Sie sagen: Schön hier, wo sind denn die Kormorane? Hier waren immer viele.' 'Dort sind sie.'Ich zeige sie ihnen. Sie: Äh ja!' 'Und was suchst du, den Schwan?' fragt er. 'Ja, ich habe nämlich am Rübezahl einen gefüttert, und als es alle war, ihm versprochen: Wir kommen morgen wieder. Ist er nun hier?' Ein junger noch grauer Schwan, der erst weit draußen im Wasser schlief, ist aufgewacht, als er das hört? und kommt geschwommen. Sie packt Brot aus. Ich denke an meine Ausstellung und frage den Mann: 'Interessieren sie sich für Kunst?' 'Nein!' Die Mütter mit Kindern treffe ich wieder, denn sie haben mich, als ich bei den Kormoranen war, überholt. Jetzt frage ich auch sie, ob sie zur Eröffnung kommen möchten. 'Wie heißt denn die Ausstellung?' 'Die Musik der Bilder' Sie fragt: 'Kann man das auch im Internet ergoogeln?' Und wiederholt fast singend 'Die Mu sik der er' Bild
Beitrag vom 30 Oktober, 2010 (22:47) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Die Ewigkeit der Fragen
Du stellst die Frage nach dem Sinn, ganz nonchalant,
Und ich, ich atme tief und hör die Lungenflügel rasseln.
Ich zähl im Dämmerlicht nach Erbsen Kellerasseln
Und denke an das Ende letztlich en passant.
Zum Angst im Atem hyperventilierend Drosseln
Ersinn ich mir aus Lachen einen Paravent.
Ich exklamiere: Merde alors! und Très charmant!
Danach verlier ich mich im falsche Gründe Bosseln,
Weil nichts so ist, wie’s scheint, wie man’s auch immer dreht:
Es steht nichts still. Es endet nichts. Es dehnt sich weiter.
Und wenn sich alles ganz verdunkelt, übersteht
Die Frage auch den letzten Atemzug: Bleib‘ heiter,
So sage ich zu Dir, wenn’s nicht mehr weitergeht,
Werf ich zum Regenbogen eine Rettungsleiter!
Beitrag vom 26 Oktober, 2010 (18:51) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
endlichkeit der fragen
was ist die endlichkeit? ein sagen, trautes
wagen auch, ein immer wieder gehen
ans ende einer zeit: gedichtdurchschautes,
das stürmt und drängt nicht, doch wird daraus wehen.
mein ruf heißt „endlich!“, endlich bin ich wieder
widrig und der kasper im theater,
ein clown, mein narr, ein endlich versverschieber,
ein sohn, mein opa und alldem mein vater.
ich frag‘ sie nicht, ich antworte den fragen,
den letzten, diesen wilden widerspruch:
was war zu sagen, können wir nicht tragen,
wir sind zu endlich für solch‘ ewigkeiten.
indes, wir sinken in die schauerflucht,
das enden in den himmel auszuweiten.
Beitrag vom 26 Oktober, 2010 (05:46) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
zwischen levkojen
opulentes rot
am ende
der landschaft
schmiegt sich
ein letzter streifen
heute
zwischen himmel
und horizont
fallen
zersplitterte worte
auf
kopf
stein
pflaster
hallen dir
meine schritte
nach
im duft
welkender sommer
levkojen
verschwimmt
das bild
bis ich die augen
schließe
um
dir näher
zu sein
als mir selbst
Beitrag vom 23 Juni, 2010 (08:48) | Autor: Ramona Linke | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
achtsam
im fortlaufenden
sommer
unbefangen einfach
nur atmen
hinter kleinen nebeln
am grünen tisch
zwischen end
losem filz &
verschludertem leben
lege ich mir die kleinen
steine
aus dem weg
wo ich doch so gerne raus
wachsen würde
aus mir
aus meiner haut
und überhaupt
weiter
immer weiter
über knüppelpfade
mit jedem
augenkuss
bis es ganz still ist
dort, wo meine seele
sich
zur ruhe krümmt
sein dürfen
Beitrag vom 7 Juni, 2010 (16:12) | Autor: Ramona Linke | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Ravi Shankar
Ravi Shankar, der weltbekannte indische Sitarspieler und Komponist wird heute 90.
Vor 8 Jahren erlebte ich ihn und schrieb lauschend mit.
Hier ein Stück
26.6.02 Museumsinsel Abends
Ravi Shankar tritt zum letzten Mal auf in Berlin
Der alte Mann, seine Mitspieler stützen ihn bei jeder kleinen Stufe auf der Bühne.
Seine Tochter Anoushka ist auch dabei. Sie spielt wie er Sitar.
Sharu Keshi Raga Südindien
Vor Mamalipuram spielen die Wellen ich bin die Sitar über den Ozean gleitend hinter mir verschlingen Strudel die Töne in leuchtenden Fontänen Auf ihnen reitet eine Schildkröte immerzu rufend Mamamama mama lilipuramdaram Schnell wendet sie singend den Hals Auf ihren Rücken trommeln zwei Fische: Woher kommst du wohin gehst du? Nirgendwohin rufe ich lauthals zurück als durch die Tiefen der dunklen Wellen dem Staub der Tage der Nächte Im vergehendem Licht der tanzenden Händler stürzt ein Tisch mit kleinen Trommeln trommelnd in sich zusammen
Read more »
Beitrag vom 7 April, 2010 (22:59) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt, lesung karlsruhe | ![]() |
Er strahlt ins Weite
„wie wolken um die zeiten legt“ (friedrich hölderlin)
Der Worte in den Atem schreibt, um zu verführen:
Er strahlt ins Weite. Er strahlt gelb, rot, grün und blau:
Die Lichterfelder, die sich spreizen, die ich schau,
Die wollen mich im Innersten ganz leicht berühren “
Sie staunen, diese wunderbaren, schlängeln schlau
Sich durch die Luft, und niemand kann sie jemals spüren,
Weil sie sich zärtelnd aus dem Nichts zum Äther küren!
Sie binden sich und winden sich, und ganz genau
Wie man die Wolken um die Zeiten legt, bewegt
Es Suchende, die Lebenden, die Endenden:
Der Worte in den Odem haucht, ist angeregt
Von Bilderlauten, die er malt, die wendenden,
Verwunschenen, die, um die Zeiten sich gelegt,
Am Himmel ballenden und sich verschwendenden!
Für öygr
Beitrag vom 5 März, 2010 (20:46) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt, lesung karlsruhe, rausch (zustände) | ![]() |
die viele zeit
die viele zeit die plötzlich in meinem alltag steht
sitzt liegt lungert sich über flächen breitet und
ach jeden leeren platz belegt die zeit die dicke
bücher zeitschriften frisst in vielen kleinen happsen
und schlucksen die sich aufbläht rülpst und wieder
breiter macht sie macht mir langsam einen
schrecken die augen schmerzen und tränen die
ohren voll mit den stimmen der professionellen
vorleser spaziergang in der frühlingssonne fällt
aus wegen knieverstockung die blumen sind gegossen
texte verstecken sich im furchtdickicht lassen sich
nicht locken es streiken zeichenfeder und pinsel
ach mir wird bang nein vertreiben wolln wir sie nicht
die zeit auch nicht totschlagen soll sie sich niederlassen
auf dem sofa neben mir komm zeit schauen wir mal in den
schrank den lang verschlossenen nee fräulein
das lass man lieber bleiben singt der stephan und von
fremden händen auf seinen beinen und vom alten
herrn im 5. stock ganz links und die zeit sitzt neben
mir und wippt mit den füßen und lacht weisste noch
siehste geht doch…
Beitrag vom 27 Februar, 2010 (11:21) | Autor: Sylvia Hagenbach | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Musik ohne Ende
Ultraschall 2010
Mark Andre
‚Au 1‘
Orchestertriptychon
/ / / / / / / / / / Leere Räume unendlich Das Ende fängt den Anfang in Zwischenwelten wechselt das Ungewisse ungewiss und schutzlos blaue Noten auf langen Beinen Dreiecke fallen steigen aus den Farben trommeln >°~~~~~~) fast unsichtbar im weißen Nebel | | | | | | | | / / /
Beitrag vom 23 Februar, 2010 (23:55) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Noch mehr Musik
Letztens hörte ich ein Stück von Janis Xenakis das Stück Syrmos
Ich malte mit und schrieb heute das Bild ab
Zusammen stürzen die Wolken Die Nacht der Städte zwitschert zwischen den schweigenden Bergen Pfeifende Feuer stürzen in kreisende Lichter Taumelnde Blätter Ein Feuerwerk fliegt in spritzende Wellen über die Wellen Türkis rennen die Wasser gegen die Sonne die kreist in orangenen Bögen durch blaue Ecken der Krater und pflückt eine R o s e
Beitrag vom 21 Februar, 2010 (23:59) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
aschermittwoch
glockenrufe
die narren
beugen die häupter
ausgekreuzt
die tollen tage
ein fetter kater
räkelt sich
es riecht nach fisch
in küchen und kneipen
in meiner
blauen schale duften
süße sonnen
Beitrag vom 17 Februar, 2010 (11:56) | Autor: Sylvia Hagenbach | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Yodh – The Infinite Point
„J“ is the tenth letter in the modern Latin alphabet; it was the last of the 26 letters to be added.
But Yodh, also spelled Yud or Yod, is the tenth letter of the Semitic alphabet. The tenth shall be holy; as the decimal nature of reality.
But I am a worm and not a man, scorned by men and despised by the people.
All who see me mock me; they hurl insults, shaking their heads:
He trusts in Adonai; let Adonai rescue him. Let him deliver him, since he delights in him.
As Yodh is the smallest letter, much kabbalistic and mystical significance is attached to it. The secret of this point is the power of the Infinite to contain finite phenomena within Himself and express them to apparent external reality. This initial point, the essential power of the Yodh, is the „little that holds much.“
I am poured out like water, and all my bones are out of joint. My heart has turned to wax; it has melted away within me.
My strength is dried up like a potsherd, and my tongue sticks to the roof of my mouth; you lay me in the dust of death.
According to the Gospel of Matthew Jesus mentioned it during the Antithesis of the Law when he says: „One Yodh or one tittle shall in no wise pass from the law, till all be fulfilled.“ Yodh was often overlooked by scribes because of its size and position as a mater lectiones.
Dogs have surrounded me; a band of evil men has encircled me, they have pierced my hands and my feet.
I can count all my bones; people stare and gloat over me.
They divide my garments among them and cast lots for my clothing.
In modern Hebrew, the phrase „tip of the Yodh“ refers to a small and insignificant thing, and someone who „worries about the tip of a Yodh“ is someone who is a „Korinthenkacker“ that means to be picky and meticulous about very small details.
From birth I was cast upon you; from my mother’s womb you have been my Adonai.
Do not be far from me, for trouble is near and there is no-one to help.
In „gematria“, the Hebrew language and Hebrew alphabet, Yodh represents the number ten, and its place in the name of Adonai.
Eli Eli, why have you forsaken me?
Two Yodhs in a row designate the name of HIM and in pointed texts are written with the vowels of Adonai; this is done as well with the Tetragrammaton.
Adonai, deliver my precious life from the power of the dogs.
Yodh is thought to have originated with a pictograph of a hand, Yad in Hebrew.
Yad can also refer to pointer used for Torah reading in Jewish synagogues.
Quote: Psalm 22
Beitrag vom 20 Dezember, 2009 (23:21) | Autor: Kathrin Drescher | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Schweigende Träume
Hellglitzernd zerspringt der Fluss an den Felsen,
gleißend zerschneidet sein glänzendes Band,
baumgrün gesäumt, den Staub der Steppe.
Die Feder des Falken sinkt langsam zur Erde.
Kristallklar ertönt das Lied einer Liebe,
zärtliche Weisen, geborgen im Wind,
steigen hinab zum Grün der Gärten.
Die Nachtigall hütet die Lieder der Nächte.
So weint meine Seele schweigende Träume,
dunkle Gefieder bedecken ihr Haupt.
Windlieder zart zerrinnen leise
im Dunkel der Nächte zum Staub meiner Tage.
Beitrag vom 15 Dezember, 2009 (22:06) | Autor: Elvira Surrmann | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Musik und Sprache eng verwandt
Arnold Schönberg Klavierstücke Dunkel hell Wirbelnde Blätter Tropfen fallen leuchtend stehen Kopf im Wind nach oben und denken Ein Stein dreht sich Das Haar springt über Wellen Ein Wald auf meinem Kopf und spritzt Wolken mit Wurzeln Das Echo spaziert Ich gehe weiter neben mir am Friedhof einfach geradeaus Der Tod?! von der Erde weg Füße aus Sternen Blau grün gelb Augen Licht und Luft fliegen sprühend weg Schillernde Farben und drehen sich Eisiger Schnee Der Horizont Schleier funkelnder Lichter Er kreist ringsum Tiefe Spuren und bindet mich fest Ein Salto Ein Vogel Ich überspringe mich selbst Er sitzt im Fenster in alle Zeit und... Der Flügel schwebt Springende Flecken aus dem Orchester die nicht existieren völlig aufgehoben schlagen Töne
Beitrag vom 6 Dezember, 2009 (23:57) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Engelschor (aus „Mäander“)
Hildegard von Bingen – der Name bringt in mir etwas zum Erklingen, d.h. die Klänge der Klosterfrau steigen in mir auf, Dome aus Tönen, Melodienbögen wie Wasserfälle.
Ich steige ein in diese Klangwelt und fahre mit ihr hinauf und hinab: eine akustische Achterbahn mit steilen Höhen und Tiefen, Links- und Rechtskurven – hei, wie es mich packt und erhebt, in freiem Fall abstürzen lässt und mich dann auffängt in einer sanften Aufwärtsbewegung, hinauf zu strahlenden Gipfeln.
Gesang von Engeln: keusche Frauen mit Stimmen so rein wie ihre Herzen beim Lobgesang Gottes. Chorgesang, dieser Schlüssel zum Jenseits, getragen von freudiger Inbrunst – eine andere Art von Brunst: sublimierte Sexualität, erotische Erhebung, orgiastisches Schweben, in Euphorie umgesetzte Sinnlichkeit, Aufschwung in höhere Sphären.
Sanglicher Höhenflug: das scheint mir mit Engelsschwingen gemeint – Metapher fürs Abheben in überirdische Regionen, die aber doch mit der Erde verknüpft sind, gebunden an leibliche Stimmen, die von den Frauen aufsteigen, Instrumente wie Fiedeln, Flöten, Harfen, Lauten und Orgeln, nur dass sie lebendig sind, vitale Resonanzkörper, beseelte Klangorgane, emotional aufgeladen, zu einem Chor vereint, unisono, Schleifen ziehend in erhabener Stille, die nachhallt während der Atempausen, himmlische Stimmsäulen und „bögen, ineins verschmolzen, irisierend in hellen und dunklen Nuancen, schillernd wie Regenbögen, Spektralfarben aus Mezzo, Alt und Sopran.
Ihr Singen: ins Ätherische verflüchtigte Liebe, von der alles Schwere und Lehmige abfällt, ja, selbst das Verschwitzte wird kondensiert zu balsamischem Duft, geläutert in der Symbiose allumfassenden Glücks.
Und wieder setzt dieses pfeifende Instrument ein mit süßer Melodik, die mir so innig vertraut ist: zierliche, süchtigmachende Arabesken, nun unterlegt mit einer zweiten, tieferen Stimme – hypnotisierende Laute aus einer Drehorgel oder einem Harmonium, quirlend, hüpfend und strudelnd, mäandernd, auseinanderlaufend in mehrere Stimmen, wieder zusammenfließend, unterbrochen von Trillern, Luftsprüngen der Freude. Violine und Harfe lösen das Organetto jetzt ab, und ihre Klänge werden von Flötenlauten durchflochten.
Dann werden sämtliche Instrumentalstimmen zu einem filigranen Gebilde verwoben: köstlicher fliegender Teppich, auf dem ich dahinschwebe. Jetzt wird der Orgelklang zu einem Quäken, umrankt von aufblühenden weiblichen Stimmen: strahlend, golden und bernsteinfarben, fließend wie Honig, und ein Schauder durchflutet mich.
Mein Körper ist eine Art Tempel, in dem der Engelschor widerhallt, sein Lobgesang nicht auf einen abstrakten Gott, sondern auf das unmittelbare Dasein, auf eine sich plötzlich mir offenbarende Harmonie, die alles durchdringt: Trost jenseits des deprimierenden Alltags, und ich wische mir heimlich die Augen.
Beitrag vom 30 November, 2009 (13:39) | Autor: Kasper Grimm | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Moderne Musik
Gestern hörte ich Komponisten über ihre Musik diskutieren,
hier ein Stück daraus
Utopie enthält Unerfüllbares? Gedachte Struktur philosophisch verankert und der Hörer? Trotzdem spielen wir mit zehn Fingern das Rhizom Musik eine Saite in mir schwingt außen und gleichzeitig in der Mitte gespielt mit dritter Hand oder elftem Finger Unmöglich? Ich könnte mich selbst nicht hören wenn ich Kartoffel wäre ein Labyrinth aus Wurzeln Utopie? Man hört es Ich selbst nie eine Achterbahn ein Hauch an diesem und jenem Ort ein Paradies
Beitrag vom 22 November, 2009 (23:46) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Avalon
„von Inseln,
auf denen
Apfelbäume
der Sonne
nachwinken“
Beitrag vom 9 November, 2009 (18:08) | Autor: Kathrin Drescher | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Skalli II
„vom Wolf, der
der Sonne folgt
in die schützende Flut“
oder einfach: „der Himmel daheim“
Beitrag vom 16 Oktober, 2009 (00:42) | Autor: Kathrin Drescher | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
1980
Nach acht Jahren Schweigepause wagte ich mich wieder daran, das Schreiben von einem Gedicht auszuprobieren. Die Gedanken dazu sperrte ich in meinen Kopf. Ich erzählte niemand etwas davon, lief auf meinen Schuhsohlen unsicher in den größeren Buchhandlungen herum, starrte die Seiten sog. „moderner Lyrik“ an und wusste, ich würde dem Trend, abgebrochene Zeilen zu üben, mich anpassen müssen.
All zu gut erinnerte ich mich daran, warum ich vor diesen acht Pausenjahren in eine schriftstellerische Stille verfiel. Ich hatte eine umfangreichere Herzensblüte mit abendlicher Gefühlsseligkeit und überfrachteten Altreimen an die „Horen“, eine der wichtigsten zeitgenössischen Literaturzeitungen geschickt.
Die Antwort der Redaktion hatte meine künftigen Produktionen einstweilen in ein finsteres Aus geschoben.
„Schön, sehr schön“, hatten sie klar geantwortet. Aber – es wäre „vor hundert Jahren so schön“ gewesen. Nicht heutzutage. Und – sie hatten Recht.
Zuhause suchte ich mir ein besonderes Papier aus einer hinteren Schublade heraus und dachte eine Ansammlung von Grübelminuten nach, an welchem Objekt ich diese modisch abgebrochenen Zeilen üben oder versuchen sollte.
Mein Großvater zog mir durch den Sinn. Er hatte sich erst vor vier Wochen aus dem Leben verabschiedet. Ich hatte ihn mehr als geliebt, bewundert und – ich hatte noch nicht sehr viel Erfahrung mit dem Tod von Menschen gehabt.
Ich schrieb und schrieb, es strömte ein sich wie von selbst dehnendes Wortmeer aus meiner Erinnerung – wie er es fertig gebracht hatte, in dem gesamten 1000-jährigen Reich standzuhalten und kein Mitglied der NSDAP zu werden. Dabei war dies für den geschäftsführenden Direktor einer Kleinfabrik gar nicht so einfach gewesen.
„Ich werde es mir überlegen,“ hatte er refrainmäßig den sich wiederholenden Politanfragen geantwortet – und blieb bis zum Schluss: Nichtmitglied.
Ich sandte meinen Worterguss kurzerhand an eine dieser Literaturzeitungen, eine Zeilengeschwulst, zu der ich schon lang‘ nicht mehr stehen würde.
Der Großvater jedoch muss einen Eindruck hinterlassen haben, auch wenn ich mein Gedicht bald vergessen hatte.
Ein Jahr später zog ich die Nachricht aus meinem klappernden Briefkasten. Mein erstes Gedicht würde abgedruckt.
Ich fand mich in der Zeitung neben Hans-Jürgen Heise und Karl Krolow wieder, die ich damals noch gar nicht kannte.
Beitrag vom 8 Juni, 2009 (09:26) | Autor: Angelika Zoellner | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Das Schicksal hat Urlaub
Das Libellengeflügel
Filigran glitzernd
Drunter der Fischteich
Ob die Seerose
Die Knospe zumacht
Wenn’s regnet
Weiß der Himmel
An dem eine Sonne
Mit Wolken spielt
Lass uns in Ruhe
Sagt dieser Tag
Lass ruhen das
Schicksal hat Urlaub
Beitrag vom 7 Juni, 2009 (16:21) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Klugheit langweilt
Man braucht zumeist ein ganzes Leben lang,
Um sich und Andre endlich zu durchschauen.
Man hat sich schnell die Nase angehauen.
Das Wort „Enttäuschung“ hat dann guten Klang.
Man könnte früher auf Erkenntnis bauen:
Erfahrung kommt frei Haus und ohne Zwang.
Wer jung ist, handelt oft im Überschwang:
Die Dummen üben selbst. Jedoch die Schlauen,
Sie hören früh schon zu, wenn man erzählt.
Gelegentlich ist’s klug, still zuzuhören,
Auch wenn das langweilt, ärgert, pfupfert, quält.
Wer vorschnell ist, kann sich soviel zerstören:
Auch wenn der harte Kampf den Sieger stählt,
Den Klugen würde die Vernunft betören.
Beitrag vom 4 Januar, 2009 (17:12) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Ein heikles Wort
Mir fällt auf, dass Kafka eigentlich immer die Perspektive von unten bevorzugt, den Schmutz beschreibt, das Sinn- und Nutzlose, Schäbige, Demütigende, Alte, Banale, den Verlierer, Verurteilten, Außenseiter und Verzweifelten. Selbst unter den Tieren wählt er meist ein niedriges, das unterirdisch wohnt, Ungeziefer, Dachs und Maulwurf oder das Volk der Mäuse. Gut, einmal hat er auch das höchstentwickelte gewählt: den Affen, den aber im negativen Sinne des Wortes – wie er seine Wärter nachäfft und seiner Natur zuletzt doch nicht Herr wird. Ich frage mich, was mich daran so fasziniert. Andere schauen lieber auf die Welt der Geld- und Erfolgreichen, des nur noch in der Phantasie existierenden Adels aus glamourösen Zeiten, der Promis, des Sports und Lifestyles: eine ganze Journaille nährt sich ordentlich davon. Mich interessiert dagegen die kafkaeske Welt der Underdogs und Verstoßenen, das Insistieren auf das Verrottende, Erbärmliche, Glanzlose, Deprimierende: so viel anrührender – fast schon stereotyp in seiner existentiellen Vergeblichkeit, unschönen Ärmlichkeit und Stumpfheit sogar in Liebesdingen. Gegenteil des Idealen, romantisch Verklärten – ein Antikitschprogramm, dadurch umso eindringlicher, wirkungsvoller. Was, frage ich mich immer wieder, macht diese Sichtweise bloß so fesselnd, und ich finde stets nur eine Antwort: die schonungslose Wahrhaftigkeit – fürwahr ein heikles Wort.
Beitrag vom 4 Dezember, 2008 (05:44) | Autor: Kasper Grimm | Rubrik: goldener schnitt, lesung karlsruhe | ![]() |
Worte malen
Weil Werner mich Wortmaler nennt,
habe ich von einem Bild abgeschrieben,
was ich darauf malte
und hier ist es:
Der Schatten immer läuft er voraus schneller als ich Mein Schatten ich? oder und macht was er will Die Sonne bestimmt Schatten vor mir Als ich umkehre läuft er hinterher
Beitrag vom 17 September, 2008 (00:10) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |