Nord mann schütteln
Dem nord mann in der
tanne die hand schütteln
dass sich die äste auf
stellen
Mann samt baum im
ständer fixieren & den
fuß an feuchten
Das ergebnis mit allerlei
rau & allerlei schön
behängen dann
Kerzen auf die spitzen
hexen & mit einem
schuss menschen liebe
segnen
Beitrag vom 23 Dezember, 2017 (15:44) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt, netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
meine lieder
meine lieder sind der lieb’ synkopen,
ein stottern immer in den schrägen vers.
mein gedicht ist wie das der utopen,
ein schweigen und so singen winterwärts.
ich hatte sommer, ja, und war in herbsten
gold’nes laub, im frühling war ich blüte
und blutete aus stets dem vollen herzen,
verzichteter und dir zu gut und güte.
ich war auf angefang an jedem ende,
ich sang in meine stille jedes lied
und hob dir, liebe, meine beiden hände,
als ob ich sie in meine verse hieb.
als ob zumal das immer wieder zaudern,
dass dies gedicht doch wird mich überdauern.
(171219)
Beitrag vom 19 Dezember, 2017 (05:52) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Mann und Weg
Die Landschaft liegt in weichen Nebelschwaden,
Als er das warme Haus verlässt. Gehen,
Hinaus, das Weite Suchen, kein Verstehen
Und kein Erklären. In den Schwaden baden
Gedanken, sie verknoten sich und laden
Sich auf: Mit Wut, Enttäuschung – kein Verzeihen.
Wer schreit, kann nicht zugleich sich Ohren leihen.
Nach einer Kurve wird er zur Geraden,
Der Weg, der sich schon nachmittags verdunkelt.
Er legt sich um den Berg wie eine Borte.
Der volle Mond, ein Fixstern, der kalt funkelt,
Geleiten ihn. Ihm fehlen alle Worte:
Nicht nur die guten, auch die wirklich bösen.
Er löst sich milchig auf, um zu erlösen.
Beitrag vom 17 November, 2017 (14:02) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt., terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Tragisches Herbstereignis mit Mann und Hund
Ein Blatt löst sich vom Ast. Es schwebt. Es fällt.
War es der Wind, der es geknickt hat, war’s
Die Müdigkeit, die Folge des Katarrhs
Des Mannes, der die Hundeleine hält?
Der Hund blieb stehen, um den Baum zu ehren.
Ein Beinchen heben. Zeitung lesen, schnüffeln.
Und nach den Damen riechen, nicht nach Trüffeln.
Revier markieren, nicht die Blase leeren.
Das Blatt, allein gelassen, taumelt, weiß
Nicht recht, wo es denn landen soll: Da bei
Den anderen, den vielen, die schon liegen?
Doch es entschließt sich, vorher abzubiegen.
Dem Mann und seinem Hund ist’s einerlei.
Der Hund macht drauf. Der Mann entfernt den Scheiß.
Beitrag vom 10 Oktober, 2017 (15:48) | Autor: Walther | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Heiter bis tödlich
Die charta hat sich entäußert
& ist auf ab stand gegangen:
leichter drunter durch beim –
lambada
Die letzte karte gespielt
& sich selbst über trump(f)t:
raketen mikado an erde –
bis es kracht
Einer hatte carte blanche
& keiner gute karten:
das navi führt in die irre – total
vergoogelt
Als brettchen kommt das menü
& is(s)t vor dem kopf:
mit stäbchen oder besteck – gräte
bleibt gräte
Beitrag vom 10 Oktober, 2017 (08:52) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Kastanien III
Als Kinder bauten sie gern Schiffchen oder Männer
Aus diesen brauen runden Früchten, die sie fanden,
Wenn sie sie suchten. Wo die großen Bäume standen,
Da waren Kinder. Durch die Blätter kickten Kenner,
Die Kapseln flogen, brachen auf; ein lautes Schreien,
Ein Freudenkreischen und auch manches Streiten:
Das wilde Treiben würde Freuden vorbereiten:
Da mitzutun, den Steifsten konnte es befreien.
Der Mann tat mit und mischte sich schnell unters Tollen,
Gesicht gerötet und die Brille schief vor Augen,
Ging er, laut lachend, mit den Wilden in die Vollen,
Als wollte er die Jugend nochmals in sich saugen:
Vielleicht hat er das Leichte nacherleben wollen,
Doch dazu würde selbst das Glück des Spiels kaum taugen.
Beitrag vom 27 September, 2017 (16:20) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Kastanien II
Ihm war, als würde er sie aus dem Feuer holen:
Sie glühten warm in seiner Hand. Er sah und staunte.
Ein ferner Glanz von Sonne, der ein Flüstern raunte,
Lag vor ihm: In der Tasche klackte es verstohlen.
Er würde sie in einer schönen Schüssel bergen –
Als Ahnung und Versprechen, eines Jahres Früchte,
Symbol von Wiederkommen, Jugend, Lüste, Süchte:
Der Tod schickt Winter, Alter, Krankheit, seine Schergen.
Er griff zum Mantelkragen, zog den Schal noch enger.
Sein Schatten ging gebeugt, als trüg er schwere Lasten.
Die Schwermut ist ein eitler böser Hoffnungsfänger.
Die Kälte biss ihm in sein Herz und ließ ihn hasten.
Die Schritte und die Atemzüge wurden länger:
Ihm war, als würden Eisesfinger nach ihm tasten.
Beitrag vom 26 September, 2017 (07:27) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Im auge nicht & niemals
Im auge nicht & niemals
Magst du meine hand in deine
nehmen – meine finger sind klamm
& schmerzen seit heut morgen
Du hörst mich unausgesprochen
& lächelst kluges ein verstehen:
dann beschwingst du mich & tanzt
Deine hand führt uns auf dem
dunklen weg den die sichel aus
dem nacht himmel schneidet
Wir kehren uns einander zu:
es ist nicht zu fassen warum wir
nicht altern – im herz nicht
Im auge nicht & niemals
Beitrag vom 4 August, 2017 (17:47) | Autor: Walther | Rubrik: herz & lenden, netz@uge.nblick | ![]() |
Im Grau des halben Tags
Im Grau des halben Tags
Die Worte sinken in die weichen Kissen.
Dort, wo du lagst, verschwinden sie im Warmen.
Die Hoffnung wog so leicht in deinen Armen.
Ich weiß, ich werde beides sehr vermissen.
Die Vögel üben sich in Feindalarmen.
Man sieht den Milan weiße Fahnen hissen,
Die beiden Krähen jagen ihn verbissen:
Sie kennen mit dem Nestraub kein Erbarmen.
Im Grau des halben Tags kommt Angst in Schüben,
Da selbst die Mücken vor dem Stich verrecken.
Das Fenster in die Welt beginnt zu trüben:
Als sich die Sterne hinterm Mond verstecken,
Muss ich das Traurigsein erst wieder üben
Und weiß nicht mehr, wie‘s geht, das Wunden-Lecken.
Beitrag vom 12 Mai, 2017 (15:54) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, herz & lenden, netz@uge.nblick | ![]() |
Mit diesen vierzehn zeilen
Drum spreche ich mit diesen vierzehn zeilen
in eine welt die nicht versteht was ich
versteh weil sich die zeiten stets verkeilen
dass sie zerbricht & schreit so fürchterlich
Die kleine welt die in der kapsel springt
& aus ihr samt um früchtchen aus zu treiben –
ich höre wie der frühling singt & klingt
will meine hände an einander reiben
Als schon der sommerwind den lenz verbrennt
gewitter rasen durch die felder: golden
entleiben ähren sich – der winter kennt
Den herbst & keine rast & weißen tod
& in den gärten dorren blüten dolden
ich steh & sage hier von meiner not
Beitrag vom 6 März, 2017 (08:49) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Wo die Angst ist, ist der Weg
Immer meiner Angst nach, ich kann den Weg gar nicht verfehlen.
Beitrag vom 21 Februar, 2017 (15:56) | Autor: Kathrin Drescher | Rubrik: goldener schnitt | ![]() |
Es möge schneien
Man könnte jetzt „Aleppo!“schreien.
Man könnte es auch einfach lassen.
Wir können uns das nicht verzeihen
Und müssten uns dafür wohl hassen.
Stattdessen geht das Bomben weiter.
Es wird geschossen und gestorben.
Der Himmel ist schön blau und heiter.
Für Weihnachten wird stark geworben.
Man könnt sich an die Nase fassen
Und könnte „Nieder Putin!“ schreien.
Wir werden es geschehen lassen
Und wünschen uns, es möge schneien.
Beitrag vom 14 Dezember, 2016 (15:07) | Autor: Walther | Rubrik: netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien, terrere est humanum? | ![]() |
Hand reichung
Dem gestern die hand reichung an
gedeihen lassen – unter weg
lassen von drums & drans
Der fort schritt ist eine transe
eine transition form wechselnd eine haar
lose häutung von vielen kleinen
zähnchen mit ab rieb & ab
reibung –
Rück schritte haben gender
wahn sinn in gebäck – packung an
backung dicht geschnürte
korsette & strapse & seiden
strümpfe unterm freuchten schritt:
Wahres ist unbar
wer schreibt vergeht
wer bleibt ist ein treppen
witz ohne geschichts
buch
Dem meuchel morgen knöcherne
fingerchen kalte kuppen hand
schuh los händchen hin
halten – &:
Reichs mir mein liebchen
ich führ dich zum tanze
zwick dir ins grübchen
& geh dann aufs ganze
Beitrag vom 25 November, 2016 (15:43) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Ich liege und knirsche
Ich liege hier unter der Schattenmorelle
Und muss mal kurz niesen, denn das falbe Blatt
Verdeckt meine Nase und kitzelt mich matt.
Jetzt brauche ich Durchzug, und das auf die Schnelle!
Ich lieg dort noch immer und an jener Stelle,
An der er mich killte und nachher verscharrte.
Ich liege im Feuchten und warte und warte,
Doch er dreht am Geldhahn und sitzt an der Quelle.
Ich faule und schäume und dreh mich: Die Delle
Kommt von der Verwesung; es fackelt das Grelle
Der Windröschen gehl um die schüttere Kirsche.
Ich lieg da und warte: Die Nacht, der ich harre,
Sie kommt, und ich sehe mich pirschen, die Knarre
Des Wahnsinns am Kopf meines Mörders – ich knirsche.
Beitrag vom 31 Oktober, 2016 (10:55) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt., lug & trug | ![]() |
Du mensch raubst mir die guten worte
Gott sprach: du mensch raubst mir die guten worte
du bist der teufel wohl in menschs gestalt
du sengst & brennst & opferst dich gewalt
es gibt durch dich nur noch die höllen orte
Wo tonnen fallen aus den fahlen himmeln
& ratten sich auf leeren straßen treffen
um menschens kindern pfeifend nach zu äffen
die in den keller höhlen räudig schimmeln
In schwarzen fliegen blasen wund starr taumeln
ihr wasser aus verschmierten lachen saufen –
am dach first schlaffe graue fahnen baumeln
Die eisen stäbe greifen aus ruinen
nach mond & sternen schatten wesen laufen
den brot laib an sich tragend durch die minen
Beitrag vom 12 September, 2016 (13:41) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Erfolgsgutschein
„Hier, ‚Erfolgsgutschein‘!“ – „Gegen wen’e?“
Beitrag vom 2 Januar, 2016 (17:45) | Autor: Kathrin Drescher | Rubrik: netz@uge.nblick | ![]() |
Weihnachten 2015 oder Sonett Falsche Mimosen
Der Weihnachtsrummel ist vorüber und
Der letzte Schrei Geschenke in Paketen.
Wir denken an Sylvester und Raketen;
Doch drinnen sind die Herzen klein und wund.
Denn in der Welt verrufen Exegeten,
Was gut ist: Blankes Hassen schäumt ihr Mund.
Der Heiland kommt nicht mehr zur Hohen Stund:
Ihn jagen üble Herrscher von Proleten.
Wir stehen an der Klippe vor dem Tosen
Und halten uns ganz fest an klammen Händen.
Im Garten blühen weiß die Christusrosen.
Wir fragen uns, wohin sich Zeiten wenden,
Und wissen, dass das Goldgelb der Mimosen
Die Hoffnung gibt, dass alle Winter enden.
Beitrag vom 25 Dezember, 2015 (10:02) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt., netz@uge.nblick | ![]() |
die dienste des dienstags
… sind aus denen des „i don’t like mondays“ gewonnen | vorausschauend auf die mittwöchnerinnen der | tage des donners | bevor wir frei werden im gebet des | freien tages, schabbat schalom.
denn des dienstags straßen | durch die ich nachts geistere | sind leere kurz vor der mitternacht | am mittwoch ist markt auf den plätzen | voran, die fische frisch liegend auf kälterem eis.
und ich leiste den dienst an meinem | innstetteneinsamen | mache mich auf | den ingrimm zu stolz noch zu mimen,
meine maske : digital.
… sinken aus denen der mönchischen nächte | wo ich, selbige teilend in stunden | minuten nach sekunden | verharre, um zu scharren | mit den füßen im sand und getriebe | öl nicht in mein feuer gießend, doch quarz | ihn zu zerreiben.
denn des dienstes nächte | krankenschwestern, übermüdete feuerwehren | caste ich zu henneckes der nachtarbeit | singe das loblied selbst schlecht bezahlter arbeit | wissend um deren kreuze.
die sie an falscher stelle machen | nachwievorhut ihrer wie meiner selbstausbeutung | produzentinnen des eigenen unglücks | strebend nach glück,
das einst fällt ihnen | ein – und also vor die füße.
Beitrag vom 2 Dezember, 2015 (04:02) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: netz@uge.nblick | ![]() |
montagsgespenster
„Es machen mir meine Gespenster / Sogar einen Tagesbesuch“ (Heinrich Heine: „Buch der Lieder“, 1827)
es wird nicht mehr hell | ich möchte ein licht anzünden im not for me der himmel | heute, mit schlämmkreide die wände der hölle weißen | nachahmend den cumshot der mutterbrust einst | in meinem rosigen, schielenden gesicht.
oder mit kohlestiften den teufel malen an die wand | skizze eines verlorenen einsamkiters | die feder zum schreiben aus seinen flügeln brechen | denen eines engels.
denn in meiner stadt … | ragen, das dämmern zu fassen, kräne | gerippend in das grau | auch dieses am besten | – oder gerade nicht – | zu vergessenden zweiten tages nach dem schabbat.
gespenster, sagt man, seien manifestationen des | unbewussten | denn von ihnen geweckt, schläft die | vernunft | am tage träumend durch die | nacht.
werd‘ ich mein schweigen darob verlängern | bis es nur noch zwei verse währt?
oder auf nur ein | …wort… | ?
es wird nie mehr dunkel | an solchen montagen, an denen ich | eine dunkelheit lösche | aufs papier | meinen getreuen, weißen, unschuldig, jungmännlichen | gast, der schaut aus den monadenfenstern | meines augenhöhlengleichnisses in mich.
oder mit den kohlen von bogenlampen | tausendere grade celsius heißer als meine | netzdünnhäutigkeit | die nacht erzwingen und den schlaf | der heilig ist den gerechten.
denn in meiner stadt … | singen die schiffe ihre choräle | von abschied und willkommen | tuten die toten matrosen | während ich an ihrer kerze eine zigarette | für sie zündschnüre.
die toten aber, sagt man | ruhen nicht, sie seien vielmehr | tot | offenes grab | kalkgrube | kühltruhe | abtauende wie die gletscher des gedichts.
montags also brech‘ ich mein schweige- | gelübde | schreie auf und an gegen | das und im gedicht.
auf ein wort also | … du, mein montag… | – -?!
Beitrag vom 2 Dezember, 2015 (03:53) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: netz@uge.nblick | ![]() |
schokozigaretten 1970
wir aßen schlanke schokozigaretten
und schliefen ruhig und träumten sanft vom tage
des nachts in noch behüteten der betten,
denn alles schien uns damals in der waage.
mein erster schultag: jetzt begann der ernst
des lebens, kindern eh’dem kaum verständlich.
denn er beginnt, erst wenn du dich entfernst,
bewohnst die kalte stadt, bist nicht mehr ländlich.
wie fremd sind mir mein ich und die familie
nach fünfundvierzig jahren, halbes leben
später, dreifach fetter mit mir rauchend …
und es rührt mich, diese kinder schauend
an, aus denen sich die zeiten weben:
ist denn das leben nur ein rauchgebilde?
(für meine cousins (sven & jochen) und cousinen (kiki & brita))
Beitrag vom 6 Oktober, 2015 (00:56) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: beautiful people, netz@uge.nblick | ![]() |
flurlicht
wir werden gehen, sagt man, durch den flur,
den langen, doch am ende sei das licht.
im dunkel, sanft beleuchtet, steht wie schwur
der ruhestuhl modell dem versgedicht.
das leben, ja, beginnet … und es endet
in beigen fluren von den krankenhäusern.
wie man’s auch dreht und kreisend wieder wendet:
wir komm’n und gehen dort … hilft kein beteuern.
doch dass das licht am end’ des flurs der nacht
nicht glimmt nur, sondern scheint, ja schreit so hell,
lässt letzten acker wie die saat einst leuchten.
wir gehen langsam und doch, ach, zu schnell
und blieben gern noch, wo wir hin uns scheuchten
vom licht am end’ zurück in anfangs schacht.
(für gf & jf)
Beitrag vom 15 September, 2015 (03:38) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: blut.bahnen/rauschen, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
amselmann.naturgedicht
du stolzer amselmann an meinem fenster,
fliegst kurz herein und setzt dich auf den stuhl
des dichters, der noch nestelt die gespenster
und ist dein sand in seiner uhr, die uhl,
die schaut in tiefer nacht nach vögelbeute,
mit großem aug’ und noch mehr lauschend’ ohr,
nach unterschied vom gestern zu dem heute,
nachdem das morgen war schon längst davor.
der amselmann fliegt künftig dir voran.
ich folge nach auf ikarussins flügel,
ein solcher sturzflug hat mich angst und bang
gemacht, dass ich auch deine flügel kürzel,
mach’ stadt, land, fluss daraus zum venushügel
und putze eifrig mir wie er das bürzel.
(für julija)
Beitrag vom 16 August, 2015 (21:38) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: netz@uge.nblick | ![]() |
Laufschritt
Die Brache lag im Winterwind so blass
Und tot; die Krähen nickten drüber hin.
Am Himmel ballte sich ein Grau. Im Sinn,
Im Augenblick war nichts. Das Regennass
Zerplatzte in der Furchen Bahn. Der Donner
Verfolgte Blitz um Blitz ganz atemlos,
Und eine kahle Eiche schien jetzt riesengroß.
Er rumpelte fast wie ein Dreißigtonner,
Der auf der schlechten Straße Leerfahrt fuhr.
Ich nickte mit den Krähen still im Takt
Und floh die kalten lauten Tropfen nur.
Nein, es war nicht die Angst, die mich gepackt
Hat: In den Laufschritt schickte mich die Tat,
Die mir die Erde nahm, auf die ich trat.
Beitrag vom 21 Juni, 2015 (18:15) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, lug & trug, netz@uge.nblick | ![]() |
In see gestochen
Das leben ist ein schwankendes
wankendes boot auf wilden wassern
manch mal schießt es in den wind
Ein ander mal setzt es segel um sie
in fetzen verwandeln zu lassen die
in der takelage fähnchen spielen
der fähnrich setzt alles auf eine see
karte um die große über fahrt zu
begehen an steuer bord ein hai an
back bord ein schwert fisch der
fliegende holländer achtern & kein
land vor aus schreit das äffchen
im aus guck ich lass mich entern
entscheide ich nimm mich an den
haken ein hand segeln ist dröge
du darfst mich auch kiel holen meer
jungfrau winds braut see räuberin
die du mein herz harpuniertest
Beitrag vom 19 Juni, 2015 (15:31) | Autor: Walther | Rubrik: herz & lenden, netz@uge.nblick | ![]() |
Business as usual
Sehn süchte brechen sich in
begrifflichkeiten die wort
jongleure haben konjunktur
Auf dem affen felsen thronen
alpha tierchen & nehmen sich
brust schlagend den atem
Die welt atmet ein atmet aus
luna die göttliche sichelt sich
immer neue stückchen aus dem
Schwarz der nächte die mit
ein karätern über sät die himmel
über spannen ihre zelte dunkeln
Gefühls wüsten ein in denen sich
kamele durchs nadel öhr quälen
salam aleikum sprach der falsche
Friede der hof hält & die leben
brechen sich in zerr spiegeln &
geschliffenen sekt kelchen
Beitrag vom 1 Juni, 2015 (14:00) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Seiten für zeiten
Es ist zeitig zeit geworden ab
schiede ab scheiden seiten
wechsel bäder warm geduscht
Sprich nicht wörtlich sinniere
sinn gemäß deiner ist ab
gekupfert – du hast dich für
Ein paar silberlinge versilbert &
als pfennig fuchser gemausert
die haus maus kann das mausen
Nicht lassen der käse ist dir
leber wurst war zeuge als du
falsch zeugnis redetest um
Dem rede fluss bahn zu geben
deine schwell werte schwollen
Wie deine einbildung bildete –
Mein bilder sturm ist halb
seitig gelähmt als du mich um
geblättert hast seiten für zeiten
Beitrag vom 24 Mai, 2015 (16:53) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, herz & lenden, labyrinth/wort.gewebt., lug & trug | ![]() |
Spricht bände
Das leben spricht bände &
ihr kondens wasser läuft über
meine brillen gläser beim nacht
spazier gang meet & greet with
Mr. Moon rappt die innere
stimme die berg auf ihren
atem los wird & rasch laut
hals verstummt als es darum
geht die fragen zu fragen
An die nase gefasst & nach
dem Mars gegriffen der sich als
heiße Venus entpuppte – geist
reich auf berg & tal fahrt
Hut los wut los mut los –
mir geht es schlechter als
meinem hauch als ich die kastanien
zähle & mich in blüten dolden
wähne stark wie ein baum
dem wind der zeiten trotzend
Das band verspricht leben
wenn es fest hielte was es
versprach – doch die schlaufen
fädeln sich auf wenn der sturm
kommt & ihr blau verblasst
sonnen hungrig einfach so
Ich aber ich eile ich wanke
& weiß nicht was ist
der Mann im Mond schaut
nach einer frau die ihm durchs
haar streicht durch das die winde
wehn seit ur zeiten & er blinzelt
mir zu als ich die tür finde
der schlüssel im schloss kratzt
als ich schließe erst auf dann zu
weil keine heimat mein haus ist
Beitrag vom 29 April, 2015 (10:58) | Autor: Walther | Rubrik: haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Früchtchen
Du hast von den früchten gegessen
der erkenntnis wegen die süße
hat dir fast einen leber
schaden verpasst & ein pankreas
karzinom
Eva hat sich in eine hexe
verwandelt & dir den atem gestohlen
als sie dich zu schanden ritt
laut schimpfend
Nun hängst du am baum &
spielst mit dem galgen
strick atem los bewachst du
wald & flur
Dein singen ist nur würgen &
bloß stich deine bauch speichel
drüse – du hast kein hemd &
deine hose hängt anspruchslos
an den knien
Beitrag vom 28 April, 2015 (14:21) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, lug & trug, netz@uge.nblick | ![]() |
Neue Ufer
Lass uns von neuen Zeiten sprechen, denn
Die alten sind so dröge und so tot.
Sie schmecken wie drei Tage altes Brot,
Wie Gesternwein, der Essig ist, wie wenn
Das Sauerkraut von letzter Woche leise
Im alten Topf auf kleiner Flamme köchelt.
Die Gegenwart verreckt: Sie stöhnt und röchelt,
Als gäbe es kein Morgen mehr. Die Meise
Verfliegt sich, kracht auf trübe Fensterscheiben,
Vor denen alte Blätter Unzucht treiben,
Sich tanzend in den Häuserecken drehn.
Der Herbst ist Winter, will und will nicht weichen,
Da Wiedergänger durch die Straßen schleichen.
Lass uns die Koffer packen. Lass uns gehn.
Beitrag vom 23 März, 2015 (15:40) | Autor: Walther | Rubrik: haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Ins gesicht gesunken
Die hohe stirn trägt die feinen acker
Furchen in die gedanken gesät
Wurden Fast würde voll die krähen
Füße gruben sich beim lachen
Um die augen ein & blieben
Im gesicht liegt ein leben
Begraben es erzählt geschichten
Wenn es schweigt stumm streicht
Der wind der vergangenheit
Über die feinen wangen härchen
Man möchte es in die hände
Nehmen & begütigend glätten
Die linien der fältchen nach
Ziehen & auf die lippen ein
lächeln streicheln liebste
Beitrag vom 10 März, 2015 (18:20) | Autor: Walther | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., netz@uge.nblick | ![]() |