Nord mann schütteln
Dem nord mann in der
tanne die hand schütteln
dass sich die äste auf
stellen
Mann samt baum im
ständer fixieren & den
fuß an feuchten
Das ergebnis mit allerlei
rau & allerlei schön
behängen dann
Kerzen auf die spitzen
hexen & mit einem
schuss menschen liebe
segnen
Beitrag vom 23 Dezember, 2017 (15:44) | Autor: Walther | Rubrik: goldener schnitt, netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Mann und Weg
Die Landschaft liegt in weichen Nebelschwaden,
Als er das warme Haus verlässt. Gehen,
Hinaus, das Weite Suchen, kein Verstehen
Und kein Erklären. In den Schwaden baden
Gedanken, sie verknoten sich und laden
Sich auf: Mit Wut, Enttäuschung – kein Verzeihen.
Wer schreit, kann nicht zugleich sich Ohren leihen.
Nach einer Kurve wird er zur Geraden,
Der Weg, der sich schon nachmittags verdunkelt.
Er legt sich um den Berg wie eine Borte.
Der volle Mond, ein Fixstern, der kalt funkelt,
Geleiten ihn. Ihm fehlen alle Worte:
Nicht nur die guten, auch die wirklich bösen.
Er löst sich milchig auf, um zu erlösen.
Beitrag vom 17 November, 2017 (14:02) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt., terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Gewinn
Ich sitz bei mir, auf einem dieser Stühle,
Die zwischen allen stehn, im Zwischenraum.
Und um mich weht des einen Herbstes Kühle,
Da Blatt um Blatt verlässt den einen Baum.
Ich frage mich, wie ich mich immer fühle,
So un- wie eingeteilt in Wach und Traum.
Es knistert meine Zeit, in der ich wühle;
Ich suche mich, jedoch ich kenn mich kaum,
Noch weiß ich, wie ich heiß. Das weiße Linnen
Bedeckt den großen Tisch so voll von Leere.
Ich schreie still und teufle wie von Sinnen,
Dass mir mein Blut und Speichel fast gerinnen:
Ich sitze noch und komm mir in die Quere,
Und halt mich fest und kann doch nichts gewinnen.
Beitrag vom 9 November, 2017 (10:09) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn | ![]() |
Man wartet
Sie liegt auf den tod sagt man &
man liegt nachts wach & denkt
wie es sich wohl an fühlt das auf
den tod liegen
Man liegt & fühlt sich schon mal
probe weise tot: atem an halten
bis der schweiß aus bricht der schnell
richtig kalt ist
Sie liegt da & man kann händchen
halten & man denkt: händchen
halten das geht gar nicht jetzt
& hält sich fest
Man liegt nicht man sitzt & wagt
kaum zu atmen & hat eine eis
stirn & hat angst: ob sie wohl angst
hat – man wartet
Beitrag vom 11 Oktober, 2017 (06:41) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, ego.t/error.welt | ![]() |
Tragisches Herbstereignis mit Mann und Hund
Ein Blatt löst sich vom Ast. Es schwebt. Es fällt.
War es der Wind, der es geknickt hat, war’s
Die Müdigkeit, die Folge des Katarrhs
Des Mannes, der die Hundeleine hält?
Der Hund blieb stehen, um den Baum zu ehren.
Ein Beinchen heben. Zeitung lesen, schnüffeln.
Und nach den Damen riechen, nicht nach Trüffeln.
Revier markieren, nicht die Blase leeren.
Das Blatt, allein gelassen, taumelt, weiß
Nicht recht, wo es denn landen soll: Da bei
Den anderen, den vielen, die schon liegen?
Doch es entschließt sich, vorher abzubiegen.
Dem Mann und seinem Hund ist’s einerlei.
Der Hund macht drauf. Der Mann entfernt den Scheiß.
Beitrag vom 10 Oktober, 2017 (15:48) | Autor: Walther | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Heiter bis tödlich
Die charta hat sich entäußert
& ist auf ab stand gegangen:
leichter drunter durch beim –
lambada
Die letzte karte gespielt
& sich selbst über trump(f)t:
raketen mikado an erde –
bis es kracht
Einer hatte carte blanche
& keiner gute karten:
das navi führt in die irre – total
vergoogelt
Als brettchen kommt das menü
& is(s)t vor dem kopf:
mit stäbchen oder besteck – gräte
bleibt gräte
Beitrag vom 10 Oktober, 2017 (08:52) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Kastanien III
Als Kinder bauten sie gern Schiffchen oder Männer
Aus diesen brauen runden Früchten, die sie fanden,
Wenn sie sie suchten. Wo die großen Bäume standen,
Da waren Kinder. Durch die Blätter kickten Kenner,
Die Kapseln flogen, brachen auf; ein lautes Schreien,
Ein Freudenkreischen und auch manches Streiten:
Das wilde Treiben würde Freuden vorbereiten:
Da mitzutun, den Steifsten konnte es befreien.
Der Mann tat mit und mischte sich schnell unters Tollen,
Gesicht gerötet und die Brille schief vor Augen,
Ging er, laut lachend, mit den Wilden in die Vollen,
Als wollte er die Jugend nochmals in sich saugen:
Vielleicht hat er das Leichte nacherleben wollen,
Doch dazu würde selbst das Glück des Spiels kaum taugen.
Beitrag vom 27 September, 2017 (16:20) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Kastanien II
Ihm war, als würde er sie aus dem Feuer holen:
Sie glühten warm in seiner Hand. Er sah und staunte.
Ein ferner Glanz von Sonne, der ein Flüstern raunte,
Lag vor ihm: In der Tasche klackte es verstohlen.
Er würde sie in einer schönen Schüssel bergen –
Als Ahnung und Versprechen, eines Jahres Früchte,
Symbol von Wiederkommen, Jugend, Lüste, Süchte:
Der Tod schickt Winter, Alter, Krankheit, seine Schergen.
Er griff zum Mantelkragen, zog den Schal noch enger.
Sein Schatten ging gebeugt, als trüg er schwere Lasten.
Die Schwermut ist ein eitler böser Hoffnungsfänger.
Die Kälte biss ihm in sein Herz und ließ ihn hasten.
Die Schritte und die Atemzüge wurden länger:
Ihm war, als würden Eisesfinger nach ihm tasten.
Beitrag vom 26 September, 2017 (07:27) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Kastanien
Schon dunkelte der frühe Herbst durch Nebelfeuchte:
Still sprach der fahle Mond Gebete für die Wärme.
Ein kalter Stich fuhr durch die sommermüden Därme,
Als aus dem Dickicht laut ein Igelkind entfleuchte.
Der spitze Ruf des Kauzes weckte Krähenschwärme,
Die müde in den Kronen ruhten: Floh die Beute,
Die er doch jagte? Winterwarnung war’s! Der dräute
Und drohte: Leben wehrte ihm mit dem Gelärme.
Der Mann schlug seinen Mantelkragen hoch und eilte
Dem Schatten hinterher, der vor ihm Faxen machte.
Es schien, als ob er an der Kreuzung kurz verweilte.
Er dachte an den Tag und an die Nacht. Er lachte,
Als sich sein Schatten mit dem schwarzen Baum verkeilte.
Dann stand er da. Er las sie auf, ganz sanft und sachte.
Beitrag vom 25 September, 2017 (08:50) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Dein blick
Dein blick schmeichelt verjüngt
macht stark: die iris mit ihren grauen
grünen blauen sprengseln verwirrt
mich die pupille wird weit als wolle
Sie mich auf saugen – ich habe
kapituliert die waffen gestreckt nah
bist du dein atem streichelt mein
ohr läppchen & dein auge schaut
Mein auge & beide sehen wie die
lider flattern die wimpern zittern &
die hände nicht mehr wissen was
sie tun: dein blick ist entrückt &
Dein blick schweigt das wort liebe
in meinen: ich kanns hören
Beitrag vom 11 September, 2017 (06:42) | Autor: Walther | Rubrik: blut.bahnen/rauschen, herz & lenden, rausch (zustände) | ![]() |
Placebo
Reich mir ein placebo
die plätzchen liegen mir im magen
sauer stößt mir auf was
berichtet wird aus herren ländern
Wo dämonen hausen &
vampire die im blut baden
& an den zitzen saugen
bis sie rand leer sind
Ich brauch eine betäubungs
spritze – ziel mittig in die
dart scheibe das bringt die
meisten punkte: the winner
Takes it all“ – auch das schlauch
boot vor Libyen sinkt ohne
dass die ratten ersaufen
Europa ist bloß eine insel
Der un seligen kein Atlantis
Zeus hat sie zu schanden geritten
als er den großen macker spielte:
ein reich für ein placebo
Beitrag vom 20 August, 2017 (11:30) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, ego.t/error.welt, terrere est humanum? | ![]() |
Im auge nicht & niemals
Im auge nicht & niemals
Magst du meine hand in deine
nehmen – meine finger sind klamm
& schmerzen seit heut morgen
Du hörst mich unausgesprochen
& lächelst kluges ein verstehen:
dann beschwingst du mich & tanzt
Deine hand führt uns auf dem
dunklen weg den die sichel aus
dem nacht himmel schneidet
Wir kehren uns einander zu:
es ist nicht zu fassen warum wir
nicht altern – im herz nicht
Im auge nicht & niemals
Beitrag vom 4 August, 2017 (17:47) | Autor: Walther | Rubrik: herz & lenden, netz@uge.nblick | ![]() |
Paris, Texas
by Walther
Sometimes, no, mostly, you are fucked if the guy who runs office isn’t the brightest candle on the planet. Could be we got such a moment currently. Point is that Paris lies in Texas, London in Ohio, Berlin in New Hampshire and Wisconsin, and Rome in Georgia.
“The World is one.”
Even if you still believe that an extra USA sun burns the small rest of your brain in or out of your skull when standing in the center of Paris, TX, around high-noon time after a shoot-out at the O.K. corral – the bud in the notorious redneck bar is still as bad as it was last time. Steak and Ketchup is on sale. Sides are limited to fries, ice salad with vinegar dressing only. Thousand islands are down-under.
Go figure, Donald. It’s about time.
Übersetzt:
Kommentar von Walther
Manchmal, nein, meistens, steckt man in der Scheiße, wenn der Mensch, der dich regiert, nicht das hellste Licht auf der Welt ist. Sieht so aus, dass wir gerade diese Lage haben. Tatsache ist, dass Paris in Texas liegt, London in Ohio, Berlin in New Hampshire oder Wisconsin und Rom in Georgia.
„The World is one.“ (Die Welt ist eins).
Sogar wenn Du glauben sollest, eine spezielle US-Sonne würde Dir den kleinen Hirnrest aus oder in Deinem Schädel verbrennen, wenn Du auf dem Marktplatz in Paris, Texas, stehst, 12 Uhr mittags, nach dem Shoot-out im OK-Corral – das Budweiser ist so mistig wie das letzte Mal auch in der versifften Redneck-Kneipe. Steak und Ketchup gibt’s grade billiger. Als Beilagen sind nur Fritten auf der Karte, Eissalat bloß mit Essig und Öl. Thousand Islands sind bereits untergegangen.
Mach Dich vom Acker, Donald. Es ist höchste Zeit.
Beitrag vom 2 Juni, 2017 (11:36) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, lug & trug, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Im Grau des halben Tags
Im Grau des halben Tags
Die Worte sinken in die weichen Kissen.
Dort, wo du lagst, verschwinden sie im Warmen.
Die Hoffnung wog so leicht in deinen Armen.
Ich weiß, ich werde beides sehr vermissen.
Die Vögel üben sich in Feindalarmen.
Man sieht den Milan weiße Fahnen hissen,
Die beiden Krähen jagen ihn verbissen:
Sie kennen mit dem Nestraub kein Erbarmen.
Im Grau des halben Tags kommt Angst in Schüben,
Da selbst die Mücken vor dem Stich verrecken.
Das Fenster in die Welt beginnt zu trüben:
Als sich die Sterne hinterm Mond verstecken,
Muss ich das Traurigsein erst wieder üben
Und weiß nicht mehr, wie‘s geht, das Wunden-Lecken.
Beitrag vom 12 Mai, 2017 (15:54) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, herz & lenden, netz@uge.nblick | ![]() |
Mit diesen vierzehn zeilen
Drum spreche ich mit diesen vierzehn zeilen
in eine welt die nicht versteht was ich
versteh weil sich die zeiten stets verkeilen
dass sie zerbricht & schreit so fürchterlich
Die kleine welt die in der kapsel springt
& aus ihr samt um früchtchen aus zu treiben –
ich höre wie der frühling singt & klingt
will meine hände an einander reiben
Als schon der sommerwind den lenz verbrennt
gewitter rasen durch die felder: golden
entleiben ähren sich – der winter kennt
Den herbst & keine rast & weißen tod
& in den gärten dorren blüten dolden
ich steh & sage hier von meiner not
Beitrag vom 6 März, 2017 (08:49) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Es möge schneien
Man könnte jetzt „Aleppo!“schreien.
Man könnte es auch einfach lassen.
Wir können uns das nicht verzeihen
Und müssten uns dafür wohl hassen.
Stattdessen geht das Bomben weiter.
Es wird geschossen und gestorben.
Der Himmel ist schön blau und heiter.
Für Weihnachten wird stark geworben.
Man könnt sich an die Nase fassen
Und könnte „Nieder Putin!“ schreien.
Wir werden es geschehen lassen
Und wünschen uns, es möge schneien.
Beitrag vom 14 Dezember, 2016 (15:07) | Autor: Walther | Rubrik: netz@uge.nblick, terra/adern/fluss.linien, terrere est humanum? | ![]() |
Hand reichung
Dem gestern die hand reichung an
gedeihen lassen – unter weg
lassen von drums & drans
Der fort schritt ist eine transe
eine transition form wechselnd eine haar
lose häutung von vielen kleinen
zähnchen mit ab rieb & ab
reibung –
Rück schritte haben gender
wahn sinn in gebäck – packung an
backung dicht geschnürte
korsette & strapse & seiden
strümpfe unterm freuchten schritt:
Wahres ist unbar
wer schreibt vergeht
wer bleibt ist ein treppen
witz ohne geschichts
buch
Dem meuchel morgen knöcherne
fingerchen kalte kuppen hand
schuh los händchen hin
halten – &:
Reichs mir mein liebchen
ich führ dich zum tanze
zwick dir ins grübchen
& geh dann aufs ganze
Beitrag vom 25 November, 2016 (15:43) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Man sollte speien
Man sollte speien viel mehr sollt man kotzen
die lippen wund genetzt mit magen saft
denn sterben ist nicht ehrbar sagen haft
man möchte dabei viel mehr hirn schleim rotzen
Wenn in der stirne eine scharte klafft
& fliegen schwärme in den kugel fotzen
& augen sitzen die nur leblos glotzen
verrecken wäre nichts als sippen haft
Gespräche führn wir laufend in palästen
es klingen silber löffel teller tassen
die all die essens schätze mund fein fassen
Wenn an Aleppos telegraphen ästen
nur blut verschmierte graue fahnen hängen
& kinder hungernd sich durch gassen zwängen
Beitrag vom 15 November, 2016 (14:03) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, terrere est humanum? | ![]() |
Ich liege und knirsche
Ich liege hier unter der Schattenmorelle
Und muss mal kurz niesen, denn das falbe Blatt
Verdeckt meine Nase und kitzelt mich matt.
Jetzt brauche ich Durchzug, und das auf die Schnelle!
Ich lieg dort noch immer und an jener Stelle,
An der er mich killte und nachher verscharrte.
Ich liege im Feuchten und warte und warte,
Doch er dreht am Geldhahn und sitzt an der Quelle.
Ich faule und schäume und dreh mich: Die Delle
Kommt von der Verwesung; es fackelt das Grelle
Der Windröschen gehl um die schüttere Kirsche.
Ich lieg da und warte: Die Nacht, der ich harre,
Sie kommt, und ich sehe mich pirschen, die Knarre
Des Wahnsinns am Kopf meines Mörders – ich knirsche.
Beitrag vom 31 Oktober, 2016 (10:55) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt., lug & trug | ![]() |
Eskapismus baby
Sei mein stück eskapismus baby
mein mieses stück exi(s)t(enz) angst
mach auf strahle frau zum grau
brot kauenden otto normalo
Sei der glanz in meiner hütte
in der ich auf den hund gekommen
als drei beiniger kater hause
nach der großen jahr 1.000 sause
Sei die perle meiner krawatten
nadel die ich mir in den wende
hals gestochen trage nach erlösung
röchelnd im blüten weißen hemd
Sei der engel der meiner unschuld
schuld auf seinen flügeln trägt
als ob sie trag bar wäre durch die
unerträgliche schwere des seins
Sei mein stück eskapismus baby
& ein mieses stück selbst verleugnung
dem dessen sand um seinen kopf
langsam durch die zeit uhr fließt
Beitrag vom 25 September, 2016 (18:08) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, ego.t/error.welt, lug & trug | ![]() |
Du mensch raubst mir die guten worte
Gott sprach: du mensch raubst mir die guten worte
du bist der teufel wohl in menschs gestalt
du sengst & brennst & opferst dich gewalt
es gibt durch dich nur noch die höllen orte
Wo tonnen fallen aus den fahlen himmeln
& ratten sich auf leeren straßen treffen
um menschens kindern pfeifend nach zu äffen
die in den keller höhlen räudig schimmeln
In schwarzen fliegen blasen wund starr taumeln
ihr wasser aus verschmierten lachen saufen –
am dach first schlaffe graue fahnen baumeln
Die eisen stäbe greifen aus ruinen
nach mond & sternen schatten wesen laufen
den brot laib an sich tragend durch die minen
Beitrag vom 12 September, 2016 (13:41) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Flüchtige weg strecken
Fort gegangene fort folgen –
belagerte belegt des brot ich ess
mit auf schnitt vom ab
geschnitten hals stück in scheibchen
weise
Red keinen käse wenn du keine
wurst hast spreng falle & fresse
dich durch um sie auch nur zu
halten
Putsch dir dein auf putsch
mittel & werfe nebel kerzen
auf wasser werfer in truppen
stärke dich mit kindes kindern
wirf dich
Weg wo ein wille mit isst bleibt
die küche kalt & der brei verdirbt
den charakter weil drei
köche um ihn veits
tanzen
Sei eine folge verfolgter &
gehe über die wasser so ist
das mittel meer: du zaun
könig im maschen draht –
stacheln auf die neueste
masche
Ist gefallen & am leichen
tuch wird mit heißer nadel
genäht – lass dich aus booten
& lenze kähne mit loch
sieben
Wandle & verwandle dich
Folge dir nach & trete in
zu große schuhe um sieben
meilen zu stiefeln – folgen
los ohne ende & bei fang
im netz
Beitrag vom 2 August, 2016 (20:01) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, terra/adern/fluss.linien, terrere est humanum?, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
Aber doch – doch aber
Auch wenn es immer „aber“ gab –
Es gab doch auch ein „doch“:
Du brichst den Kragen und den Stab.
Du brichst dir auch die Zunge ab.
Und fällst tief in ein Loch.
Was nützt der ganze Widerstand?
Die Bomben fallen doch.
Der Mensch hat alles in der Hand,
Gebräuchte er nur den Verstand.
Die Erde wird zum Loch.
An Grenzen stehn sie fest gebannt.
Granaten treffen doch.
Aus Höllenfeuern weggerannt
In eine Zukunft unbekannt
Erwartet sie ein Loch.
Es gibt viel „Aber“ und Gelaber:
Die Schwachen sterben doch.
In Moskau brennen Kandelaber
Und in Aleppo ein Araber,
Im Kopf ein großes Loch.
Beitrag vom 9 Februar, 2016 (17:47) | Autor: Walther | Rubrik: tage-bau | ![]() |
Weihnachten 2015 oder Sonett Falsche Mimosen
Der Weihnachtsrummel ist vorüber und
Der letzte Schrei Geschenke in Paketen.
Wir denken an Sylvester und Raketen;
Doch drinnen sind die Herzen klein und wund.
Denn in der Welt verrufen Exegeten,
Was gut ist: Blankes Hassen schäumt ihr Mund.
Der Heiland kommt nicht mehr zur Hohen Stund:
Ihn jagen üble Herrscher von Proleten.
Wir stehen an der Klippe vor dem Tosen
Und halten uns ganz fest an klammen Händen.
Im Garten blühen weiß die Christusrosen.
Wir fragen uns, wohin sich Zeiten wenden,
Und wissen, dass das Goldgelb der Mimosen
Die Hoffnung gibt, dass alle Winter enden.
Beitrag vom 25 Dezember, 2015 (10:02) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, labyrinth/wort.gewebt., netz@uge.nblick | ![]() |
Ansprache eines wenig Noblen an die noble Verflossene
Schau zu, wie du die nächste Herrschaft adelst:
Bei mir ist blaues Blut nicht mehr gefragt.
Das Negligé liegt löchrig rum, zernagt:
Selbst meine Hausmaus, die du immer tadelst,
Hat seinen Schnitt nicht mehr goutiert. Du rödelst
Wie wild geworden durch das Plüschgepränge
Des Nachsalons. Ach, wenn Dein Schimpfen klänge:
Es stört nur. Du störst. Kurz: Du episödelst.
Von gestern bist du, ausgelatscht und -lutscht:
Dein Rouge ist eine schwarz gestreifte Pampe,
Die Wimpern sind dir vom Geplärr verrutscht:
Mensch, zieh dich an, das Kleid hängt auf der Lampe.
Du glaubst, du hast dich an die Macht geputscht –
Ganz falsch: Du kommst jetzt auf die Resterampe.
Beitrag vom 19 August, 2015 (09:59) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, herz & lenden, lug & trug | ![]() |
vom zweifel der mich plagt
Du gingst durch eine wolke
& wurdest dort zu rauch
du warst aus fremdem volke
& farbig warst du auch
Es glänzten helle sterne
belächelten den flug
in irgend eine ferne
der nähe war genug
Ich hatte traute stunden
mit dir & dich im arm
wir ließen uns uns munden
selbst winter wurden warm
doch du – du musstest reisen
in krieg & sieg & tod
die fenster die vereisen
vernebelten die not
Du würdest wieder kommen
so hattest du gesagt
ich schwieg in angst benommen
vom zweifel der mich plagt
Beitrag vom 22 Juli, 2015 (10:58) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn | ![]() |
Ein fach so
Der tod hat seine sense geschärft:
ein fröhliches mähen bei fast 40
grad & 95 prozent luft feuchte
Die tages zeitung als sterbe tafel:
man fühlt sich schlecht weil man
am leben bleibt atmet & schwitzt
Ein fach so als sei das selbst verständlich
Ich schlage ein kreuz weil ichs mit
kreuz habe spende einer kerze schein
obgleich voll inhaltlich protestant
Vorsichts halber google ich nach
holz särgen fried wäldern urnen &
lokalen mit geeigneten neben räumen
Ein fach so als sei das nicht verständlich
Wenn einer stirbt
Beitrag vom 4 Juli, 2015 (21:45) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, terra/adern/fluss.linien | ![]() |
Laufschritt
Die Brache lag im Winterwind so blass
Und tot; die Krähen nickten drüber hin.
Am Himmel ballte sich ein Grau. Im Sinn,
Im Augenblick war nichts. Das Regennass
Zerplatzte in der Furchen Bahn. Der Donner
Verfolgte Blitz um Blitz ganz atemlos,
Und eine kahle Eiche schien jetzt riesengroß.
Er rumpelte fast wie ein Dreißigtonner,
Der auf der schlechten Straße Leerfahrt fuhr.
Ich nickte mit den Krähen still im Takt
Und floh die kalten lauten Tropfen nur.
Nein, es war nicht die Angst, die mich gepackt
Hat: In den Laufschritt schickte mich die Tat,
Die mir die Erde nahm, auf die ich trat.
Beitrag vom 21 Juni, 2015 (18:15) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde, lug & trug, netz@uge.nblick | ![]() |
In see gestochen
Das leben ist ein schwankendes
wankendes boot auf wilden wassern
manch mal schießt es in den wind
Ein ander mal setzt es segel um sie
in fetzen verwandeln zu lassen die
in der takelage fähnchen spielen
der fähnrich setzt alles auf eine see
karte um die große über fahrt zu
begehen an steuer bord ein hai an
back bord ein schwert fisch der
fliegende holländer achtern & kein
land vor aus schreit das äffchen
im aus guck ich lass mich entern
entscheide ich nimm mich an den
haken ein hand segeln ist dröge
du darfst mich auch kiel holen meer
jungfrau winds braut see räuberin
die du mein herz harpuniertest
Beitrag vom 19 Juni, 2015 (15:31) | Autor: Walther | Rubrik: herz & lenden, netz@uge.nblick | ![]() |
Business as usual
Sehn süchte brechen sich in
begrifflichkeiten die wort
jongleure haben konjunktur
Auf dem affen felsen thronen
alpha tierchen & nehmen sich
brust schlagend den atem
Die welt atmet ein atmet aus
luna die göttliche sichelt sich
immer neue stückchen aus dem
Schwarz der nächte die mit
ein karätern über sät die himmel
über spannen ihre zelte dunkeln
Gefühls wüsten ein in denen sich
kamele durchs nadel öhr quälen
salam aleikum sprach der falsche
Friede der hof hält & die leben
brechen sich in zerr spiegeln &
geschliffenen sekt kelchen
Beitrag vom 1 Juni, 2015 (14:00) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt, haut.falten/masken.wahn, labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |