Hop
Die junge Frau füttert Tauben auf dem Markusplatz. Sie hockt und verteilt die Körner mit einem Lächeln. Dann holt sie sich einen Kaffe to Go und setzt sich auf eine Bank. Alles so normal wie jeder Tag in Venedig.
Dann fallen sie.
Eine Taube nach der anderen klatscht auf den Boden.
Respekt, man, Respekt.
Ihr Tauben, ja ihr, ihr werdet nichts mehr versauen
Ich werde euch den Weg verbauen
nichts mehr werdet ihr euch trauen.
Der neue Song hat heute Abend Uraufführung.
Beitrag vom 30 Dezember, 2012 (13:27) | Autor: Uwe Schick | Rubrik: tage-bau | ![]() |
Exil
Drei Krähen auf dem Dach. Sonst nichts.
Sieben Krähen auf dem Dach. Vor dem Haus ein kleines Mädchen im rosa Schlafanzug. Sie betritt den Spätshop, der auch heute geöffnet hat. Hinter ihr schließt sich die Tür. Sonst nichts.
Dreizehn Krähen auf dem Dach. Am Spätshop wird ein Plakat ausgehängt: „Feuerwerk – hier“. Zwei Regenschirme hüpfen durch die Pfützen. Eine Taxe fährt suchend die Häuserreihe entlang. Hinter der Ampel ein Krankenwagen mit Blaulicht. Sonst nichts.
Elf Krähen auf dem Dach. Eine Taube setzt sich in respektvoller Entfernung dazu. Sonst nichts.
Acht Krähen auf dem Dach. Das Telefon klingelt.
Eine Taube auf dem Dach. Fernsehblau leuchten die Fenster. Eine Frau tritt auf den Balkon, raucht. Regentropfen laufen an der Fensterscheibe herab. Auf dem Hof der Tannenbaum trägt eine Lichterkette. Irgendwo wird ein Weihnachtslied gesungen. Sonst nichts.
Beitrag vom 28 Dezember, 2012 (12:22) | Autor: Elvira Surrmann | Rubrik: tage-bau | ![]() |
Hip
Der junge Mann geht auf dem Bürgersteig, als ob der Boden aus Gummi sei. Seine Knie knicken ein und federn ihn nach oben. Mit einer Hand schnippt er, die andere ist in seiner Hosentasche.
Keiner kackt mich an, singt er laut.
Keiner, keiner, keiner.
Da verfängt sich sein Turnschuh in der weiten Hose und er stolpert.
Keiner schaut, keiner lacht.
Respekt, man, Respekt. Du bist wirklich einsam.
Beitrag vom 28 Dezember, 2012 (10:34) | Autor: Uwe Schick | Rubrik: tage-bau | ![]() |
sahara wind
der süd wind bringt ein flüstern schöner zeiten
die sonne eine ahnung jenes lichts
spricht träumend von dem warmen süßen nichts
tun will die lebens mühen so bestreiten
ein lächeln faltet flächen des gesichts
die ohren voll des rauschens der gezeiten
erwarten das gitarren spiel ein gleiten
ins meer & die gerüche des gerichts
das süden heißt das land des winter sehnens
das fenster wird geschlossen schmerz des wähnens
so endlich wie die mär vom paradies
beleuchtet grau die dunkel zeit des lehnens
gebeugt die alben blätternd des erwähnens
erinnerns an die brise die da blies
Beitrag vom 28 Dezember, 2012 (10:26) | Autor: Walther | Rubrik: netz@uge.nblick, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
kleiner künstler
„so close the infinatism and the infinate“ (scott carey in „the incredible shrinking man“ von jack arnold)
kleiner küster an kleiner küste:
das mondscheingebet unterm firmament
an die erschütternde erkenntnis,
schütter zu sein, schüttgut
des schicksals, das es nicht gibt, nur
den kosmos namens existenz.
nachts noch kurz zur küste geschlichen,
zum fleisch in den rötlichen fenstern,
hinter deren einem der angsthase hockt,
zitterndes wesen, herzschlag zweihundert.
das organ des denkens und das der
zeugung, beides verschrumpelt.
groß, so übergroß, wölbt sich mindestens
einer der himmel darüber. sein maul, gähnend,
mich aufzufressen in mein nichts
gelangweilter fülle, zu gemeinden unter die
überschaubarkeit gereckter kirchtürme,
demütig und daher voll des mutes,
dass auch die kleine küste an ein weltmeer
grenzt und auch der kleine küster an die
„gantz heilige schrifft“ reicht, kundig sie
zu lesen, zu deuten den eigensinn im verschwinden,
schwindelig von so viel kleinkunst,
irr noch kurz an deren gewaltiger stirn.
was, so wagt es zu fragen, wäre ich?
darunter versunken zumindest die frage,
welches mich erhör- und erhöhte aus dem,
was so klein meine message-größe wäre:
vergleichbarkeit in der verheißung, gottes
ebenbild mir zu bespiegeln in mir.
so untergehen im nichts der vernichtung,
um auf- sich zu ergehen ins dasein, das
verfluchte und gleichwohl erkannte und
somit angenommene und -gekommene.
ein spalt, eine verwerfung, die nicht
bodenlos bleibt, indem ich sie benenne.
Beitrag vom 26 Dezember, 2012 (05:09) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: rausch (zustände) | ![]() |
liebes erklärung
man könnte von dauern sprechen
wenn dauern nur dauern hieße nicht
auch trauern
man könnte lebens lang sagen
wenn tod nicht mit schwänge
& strafe
so hab ich dich in mein herz
geschlossen & ich schussel den schlüssel
verloren
der bart war ab als ich ihn fand
wollen wir sehen denke ich ob
er nach wächst
Beitrag vom 24 Dezember, 2012 (10:38) | Autor: Walther | Rubrik: herz & lenden | ![]() |
winter sichtungen
die grauen tage waren gerade aus
dunklen zeit fallen entwichen
der atem nebel wurde durch die
schere des eis winds kupiert da
streichelte ein stern schnuppen
schauer des himmeln gepunktete
schwärze glück wunsch augen
blicke paarten sich viel sichtig vor
galaxien haufen in hals starre
ohr muschel erfrierungen lagen
über verschalten mantel krägen &
wurden rot bei solchen aus sichten
eis spuren gingen in schnee über
viele fenster schreiben trugen ihre
blumen mit stolz & kerzen lichter
wuchsen aus tannen in den abend
stunden wenn die grauen tage sich
betteten zu glitzernden frost nächten
Beitrag vom 16 Dezember, 2012 (17:50) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien | ![]() |
gans oder gar nicht
(ein weihnachtsnacktgedicht)
was meint ihr eselsflätigen, dass er auf euren rücken juckjucheereitend zu euch käme? dass botenvögel hätte er, die ihn begleiteten, die schon das alt gewordn’ne rom gewarnt vor der ankunft eurer, der barbaren? was meint ihr ganz oder gar vernichteten? dass es genüge, das fleisch zu fressen, dass euch in sünde stürzte und euch nun befreit? seid ihr so zahn- wie zahllos? oder schnäbelt ihr wie auch die gänse schon mal nicht nur das und den korn, sondern euch ein würmchen in eure gestopften mägen?
und was wäre, wenn ihr nicht mehr fräßet wie ein tier das andere, sondern zücktet die gerupften gänsefedern, zu schreiben damit dieses gedicht? was, wenn ihr liebtet die gänsehaut, wenn ihr friertet federlos in der nacht, wo euch bliebe nur der blick auf den grauenden morgen und stirn und stern? was, wenn ihr wart selbst das holz, aus dem gezimmert erst der karge stall seiner und damit eurer geburt, dann das erwachsene kreuz auf den hügeln vor eurer stadt? und was – wer fragt euch das? – wäre – und wo? – das grab, von dem ihr den stein rolltet, es und euch leer vorzufinden?
wer aber hieße euch dann, ich werde kommen, wer schon, wenn nicht noch ein kind? an welchem nabel hingt ihr mit ihm und welcher schnur, die verkrümmt verkümmert? wie schnattertet ihr im chor der worte? welch’s reimtet ihr und welches nicht an diesem orte, dem die gänse warteten auf golgatha?
wie lang schon wandelte der esel, der sessel, auf den ihr puptet und er im bauch der mutter ritt in das heim seines asyl-styles? wie viel trockenes stroh hat er gefressen und in wie vieles sich gelegt? störrisch schritt er, wollte nicht reisen, nicht tragen die schuld, die alle trägt. und sagte und sprach, er werde kommen, zu richten die lebenden, nicht die toten. denn zu letzteren geht kein trampeltamponpfad der trächtigen eselinnen und daher zu den lebenden. zu den lebern der gänse, die schreien in der nacht, einer werde kommen, ein fremder, ein barbar und nachbar, zu richten euer rom.
und wie verschiedet ihr an den knochen der gans, die man keinem hunde geben darf, er könnte an deren splittern ersticken? denn wie ihr verschiedet, wart ihr verschieden vom tod. lebendige wie die gans, die pickt und klickt und kichert. nun habt ihr sie gebraten, festtagsgemahlt euch in ihre flügeln“de gestalt. denn gänse können, aber fliegen nicht. sie laufen zumeist wie irre durch den stall. fliegen fiele ihnen nicht ein. denn etwas stopft ihre leber. die ihr fresst, die ihr genießt, genossen.
und so geht ihr auf den pfaden des esels und der seele, deren breiter, störrischer rücken euch trug. ihr geht aus, bevor ihr eingeht. und singt dann eure choräle vom „meinen jesum lass ich nicht“. ein ablasshandel mit den gänsen, ganz oder gar nicht. ihr wollt die erlösung in gänze und gänsen, ihr fresst sie auf. in euren benagten fingernägeln aber kehren ihre mägen wieder. und der esel, dessen rücken ihr gebeugt.
und der stern, den ihr rieft, euer reiten zu begleiten, blendet euch – mich. ihm folgt ihr wie ich in die krippe, wo ochs und esel grasen. trocken ist das heu solcher mahlzeit. feuchter seine exkremente. und das fett der gänse wird zu schmalz. und zu zehren davon. und zu tränen gerührt, es verdünnend, obwohl die sauce die köche daraus reduzieren.
und ihr rittet und röstet das fleisch, das euch hingegeben ward an das kreuz – des südens, die sterne, konstellationen. ein bild nur wie die gänse, die gar nicht wollen in diesen ofen.
ein federvieh an meinen federn, fleisch insofern von meinem fleische der worte, die reiten den esel. von hinten. er blökt. und schnatternd die gänse „die gantz heilige schrifft“.
Beitrag vom 14 Dezember, 2012 (07:15) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: rausch (zustände) | ![]() |
Bald
Ich bin so dreist und werde immer dreister,
Der Tag kann machen, was er will, die Nacht
Kann tun und lassen, was sie mag, die Macht
Ist mit dem Herrn, dem Bändiger, dem Meister.
Das Leben reißt sich nicht am Riemen, reißt er,
Dann wird er nicht geflickt und repariert,
Er wird entfernt, kupiert und wegrasiert.
Ein Hund, der bellt, ist ungefährlich: Beißt er,
Dann war die Warnung überhört. Geschwiegen?
Verschwiegen sind die Quellen, die da liegen,
Wo meine Kräfte sich erneuern: Halt!
Der Hund verstummte, jetzt wird es gefährlich!
Du schaust mich an, dein Wünschen ist begehrlich:
Ich werde dich besiegen, und zwar bald.
Beitrag vom 6 Dezember, 2012 (19:50) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, herz & lenden | ![]() |
über die gräben
am heiligabend 1914 schwiegen die waffen
über den schützengräben in flandern:
ein „weihnachtsfriede“, der
sich spontan ergab bloß
aus erschöpfung der soldaten.
weil man in der erst mensch wird,
wie du dich gräbst in den schlamm,
weniger wirst, als du ohnehin
weniges bist, wird das geringe
fülle, freundschaft, erbarmen.
und die surrenden kugeln
verheeren für einen weltkugel-
augenblick nicht mehr
die herzen, auf die sie zielen.
still ist die nacht, die senkt
sich über die gräben
in uns als grab uns’rer zwietracht mit
den himmeln in uns.
ögyr lässt’s heilignüchtern singen und spricht’s
Beitrag vom 1 Dezember, 2012 (08:08) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
der der ich bin
der der ich bin der mag verrotten
mag würmern fraß sein sterben
ach tu doch nicht so hart gesotten
bei mir wirst du nichts damit erben
das fell soll mir die sonne gerben
die knochen soll die wüste bleichen
& all mein träumen da versanden
kein wasser meinen mund erreichen
ich bleib auf wenig unverstanden
wie die die ohne wort verschwanden
die gingen ohne anzukommen
& wenn ich tot bin & verlassen
dann frage dich & ihn beklommen
bekommst du jemals ihn zu fassen
was es denn taugt das ganze hassen
das bange zweifeln hilfe schreien
& sag ihm ich werd nicht verzeihen
wir lassen uns nicht mehr entzweien
von uns wird niemand hoffnung leihen
& diese wahrheit so entweihen
Beitrag vom 30 November, 2012 (18:52) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde | ![]() |
so genannt nachts nah …
„einer, der noch barfuß geht im herzen“ (klavki)
„ihr, die ihr auftauchen werdet aus der flut, gedenkt unserer mit nachsicht“ (brecht)
„und durch tränen sähen sie aufs meer und dufteten nach flieder“ (basta / william wahl)
… am feuer(fahr)wasser gebaut,
indianisch auf pfaden,
die noch finden den byebyepass
des herzbluts, so genannt,
in die drückerkolonnenschwarzen
seiten der ZEIT(ung) vergossen,
aus der, so genannt „edelFEDER“,
wie aus dem rest der youtube
gepresste liebeslieder
an was wie LIEBE und
großes wie POESIE, dies und das
in das so genannte leben.
was aber, LEBENdige, ist das?
eine weit’re mitter(schwitz)nacht
wie bleiern schlafes vormittags danach,
ein zögerzaudern und weiter-
wehen, denn nah ist mein NACH,
ein schmerz NICHT, der
durch meine mittel, LIEDER,
betäubt enttäuscht sich
seiner taten. und euch,
ans wasser gebaute. stürmisch
sind wir genährte wie genäherte
in der auftauchenden flut.
Beitrag vom 29 November, 2012 (07:07) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: herz & lenden | ![]() |
Los gezogen
Du stellt dir eine Lebensfrage, die
Dich nahe an den Rand führt des Verstehens:
Ganz aufgewühlt bist du von des Vergehens
Wahrscheinlichkeit und fürchtest dich wie nie.
Man hält vor dich zwei Lose und sagt: Zieh!
Du greifst rasch zu, und, voller stummen Flehens,
Entrollst du das Papier. Der Akt des Drehens
Und Reißens am dünnen Ring, die Blasphemie
Des Fluchs verstummt, als er sich endlich löst,
Lässt dir den Schweiß ins linke Auge rinnen.
Als du die Atemluft hinaus als Seufzer stößt,
Kommt bloß ein Pfeifen, rasselnd, wie von Sinnen.
Du liest, die Angst hat dir das eingeflößt:
Noch nicht! steht da, doch wirst du nicht gewinnen.
Beitrag vom 26 November, 2012 (21:25) | Autor: Walther | Rubrik: alptraum/ego.wunde | ![]() |
Alles nur Wörter
Herbst -Wörterberge
Sie tropfen aus Wolken
fallen von Bäumen
fliegen aus dem Laubteppich
rascheln lachend überall
kletten sich fest
und falten ein Gebirge
Ich klettere
stolpere
falle
und springe
über Wortwurzeln
Steine aus Buchstaben
schwatzende Bäche
Texte springen
Geschichten plätschern
Ich nehme sie mit
hänge sie in- an-über-
durcheinander
Was für wilde Bilder
Oh ein Baum
aus bunten Sätzen
ich steige in den Wipfel
der dichten Zweige und Blätter
ins Gewirr der Gedichte
und träume
Beitrag vom 21 November, 2012 (22:37) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: tage-bau | ![]() |
über das gewogen sein bei steigendem alters durch schnitt
ich nehms, wies kommt. mal kommt sie, mal geht er, mal geht sie, mal kommt er. der, die oder das alte(r) – es nützt nichts, sich dagegen zu wehren. es kommt, wies kommt. und wies geht!
das mit dem gewogen sein ist relativ. ich zum beispiel nehme ab und zu ab und zu. die waage tut das auch. manchmal bekommt sie schwer, manchmal weniger schwer auf den kopf gestiegen. es ist immer der kopf, und immer zu viel. der geneigte – wie gebeugte – leser weiß vielleicht, wovon ich schreibe.
obwohl es schwer ist, nehm ichs leicht. das empfehle ich anderen gerne auch. es fällt einem sowieso alles immer schwerer, auch das leicht nehmen.
Beitrag vom 15 November, 2012 (13:07) | Autor: Walther | Rubrik: beautiful people, lug & trug | ![]() |
Bin ich nur ein Wort?
Die Wörter, kaum gesagt rennen springen fliegen sie
ich hinterher mit meinem Fangnetz schlage zu und was hab ich? einen Schmetterling
he bist du ein Wort?
Es oder er flattert weg und lacht, mich aus? oder was passiert da noch? ein Tiger plötzlich
steht vor mir, fletscht die Zähne, und als ich ihn berühre, fällt er zusammen, ausgelöscht,
auch nur ein Wort, doch manchmal werden sie wütend wild, was für Wörter
und tragen mich in ihrem Rachen röchelnd rasend sonstwohin
in den tagebau? wo sie tagen in der Nacht?
Beitrag vom 12 November, 2012 (21:49) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: tage-bau | ![]() |
watt wahl watt wal watt watt
wa(h)l verwandschaften speien
fontänen & wühlen die see auf
die ruhig lag still ruht er der see
die see wütet schäumt brandet
gründen tief die stillen wasser
die öl platt formen gründen tief
die wind räder gründen tief das
echo lot lotet tief aus laut aus
das watt kennt kein volt aber
eine volte die robben robben
die wale voltigieren das watt
kennt mega watt lernt kilo
volt kennen hängt die wolken
an stark strom leitungen auf
es hat keine(n) wa(h)l mehr
ebbe sagt das meer zur flut der
fische ebbe sagt das meer zu
möwen es will watt formen
& hat platt formen hering in
öl & gas hat spaß das watt
Beitrag vom 12 November, 2012 (20:35) | Autor: Walther | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., lug & trug, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
haiku
martinsumzug –
wie sie leuchten
die displays
Beitrag vom 12 November, 2012 (18:01) | Autor: Sylvia Hagenbach | Rubrik: tage-bau | ![]() |
wer möcht nicht gern
wer möcht nicht gern ein fremdes leben leben
weils anders ist weils einfach besser ist
das eigne ist doch nichts als frust & mist
muss es da nicht noch etwas geilres geben
wer dauernd bloß von fremden tellern frisst
der wird am ende nach idolen streben
wird sich den starschnitt an die wände kleben
& sich verschwenden in der kurzen frist
wer sich in seinen vorbildern vergreift
von nachteilen & von verkennung keift
der sollte sich an seine nase fassen
es könnte sein dass er die weisheit streift
wenn er versteht worum es geht begreift
dass jene glücklich sind dies neiden lassen
Beitrag vom 10 November, 2012 (20:43) | Autor: Walther | Rubrik: ego.t/error.welt | ![]() |
Gerade gehört
Schwetzinger Festspiele 2012
Charles Ives
Sonate für Klavier
Gespielt von Marc-André Hamelin
Ein I oder ein U schwebt durch den Baum und schreibt ein O rund und dunkel im Rausch der Nacht wandern wundern Welten entdecken Die Noten springen leuchtend auf und davon langsam ganz langsam schneller bergab und auf rennen still stehen und plötzlich ein Kopfstand in die Ferne Blätter schaukeln Vielleicht ein Vogel oder ich selbst Wieder und wieder spielen Gedanken Klavier mit jedem Schritt Die ferne Stadt ruft und schweigt Jeder Schritt singt und versinkt im Laub die Noten springen leuchtend auf und d a v o n
Beitrag vom 8 November, 2012 (22:44) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: tage-bau | ![]() |
farbverwirrung (haiku)
farbverwirrung –
der ahorn weiß nicht, was er
heute tragen soll
Beitrag vom 31 Oktober, 2012 (19:33) | Autor: Walther | Rubrik: terra/adern/fluss.linien, zugvögel/wind.bahnen | ![]() |
komm, lass uns
komm lass uns
stolpern
im wald her und
hin guck –
ein wildschwein
hüpft flink
aus den latschen
im fliegenpilz
schmatzen
die würmer
ein lied
der mond
flimmert fahl
in den laken aus schnee
schuuu! – wie der uhu
sein auge verdreht
und die spinne
den bäumen
die borke verklebt “
huuu! nacht ists im wald
und der förster
er geht
auf ein bier
komm lass uns
stolpern
im wald her
und hin
bis ich endlich
ganz müde
bin
Beitrag vom 29 Oktober, 2012 (20:55) | Autor: Sylvia Hagenbach | Rubrik: tage-bau | ![]() |
ein lächeln
wenn du mich anschaust werde
ich sehend & ein lächeln huscht
durch die tür es setzt sich auf
meine schulter
da ruht es ein sekündchen aus
schmiegt sich an mich & lässt
ein bisschen seiner wärme zurück
wenns wieder geht
sag mir warum alles so eilt
wenn ich doch nur in dir ruhen
will ein wenig leichtigkeit schenken
an dich & mich
& wenn ich dich anschaue kommt
das lächeln zu dir macht dir das
grübchen & die feinen augenfältchen
die ich liebe
Beitrag vom 26 Oktober, 2012 (17:57) | Autor: Walther | Rubrik: herz & lenden | ![]() |
haiku
oktobertag
unter meinen füßen
dieses cornflakesrascheln
Beitrag vom 23 Oktober, 2012 (15:00) | Autor: Sylvia Hagenbach | Rubrik: tage-bau | ![]() |
zu viel worte verloren
die wörter sagten sich so
in den wind gesprochen
als eine bö sie fort riss
ein ausrufe zeichen blieb ver
einzelt am weg rand zu
rück
laute sangen sich um
die häuser wände wende
dich nicht um wetter
wendisch gaukelte der
drache herrschaft vor
am
seidnen faden baumelte
das leben die wellen
brecher warfen sich
gischt zu wie klein
kinder tollten die boote
am
horizont pfiffen wolken
schwaden über schorn
steinen & masten möwen
stürzten sich in ab gründe
& kein ton fand zu
rück
Beitrag vom 21 Oktober, 2012 (20:02) | Autor: Walther | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt. | ![]() |
Eben gehört, von den Donaueschinger Festspielen
Arnulf Herrmann
Durhbrochene Arbeit
Träge Tröge tragen trocknen Trubel freche Fratzen triefende Tropfen Wer klopft? Schwäne hüpfen über See Eins zwei drei Wohin gehst du?
Beitrag vom 19 Oktober, 2012 (21:39) | Autor: Hartmut Sörgel | Rubrik: tage-bau | ![]() |
auf empfang
ich geh auf eine letzte zigarette
& lasse auch mein volles sekt glas stehn
nicht dass ich irgend was erwartet hätte
mir war nach frischer luft mir war nach gehn
ich lasse die gespräche drinnen branden
das lachen ist so falsch wie jeder ton
mir kam der kleine rest geduld abhanden
da bin ich vor dem elend schnell geflohn
& hab den fahlen mond ganz still betrachtet
sein kaltes licht beleuchtet kanten scharf
den weg ich habe mich & uns verachtet
erkannt wer ehre & moral verwarf
hier eile ich vorm mund die atem fahne
die feuchte nieselt tröpfchen ins gesicht
ein abschied naht ich fühle & ich ahne
geh mit mir unerbittlich ins gericht
Beitrag vom 15 Oktober, 2012 (12:26) | Autor: Walther | Rubrik: lug & trug | ![]() |
ändere das gedicht, es braucht es
sie liegen meist dort,
wo du sie nicht suchst,
die toten in ihren gräbern und die auswege.
so liegst du zu zweit
in zwei särgen zugleich.
dabei weißt du doch: man kann nicht auf der zwei tanzen.
sie schlafen meist dort,
wo du sie nicht weckst
und sie nicht wachsen, die dornen und röschen.
so setzt du zwei sätze,
das gleiche motiv, gleich
zweimal voran, variierst es sogleich und fragst dich dann:
wo ist er, der kampfplatz
für den frieden weniger
als für deine befriedigung und lösung des krampfs?
er liegt schlafend meist dort,
wo du ihn nicht träumen kannst,
es sei denn, du änderst dich und das gedicht.
Beitrag vom 15 Oktober, 2012 (02:37) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: Foto-Text-Projekt | ![]() |
so nett neu
sprich deinen segen wirf mir über(s) haupt
den geist gib viel wirf über(s) reichlich
je mehr du gibst wird(s) un aus weichlich
dass weisheit wissen glaube ab ent staubt
& auf den punkt gebracht so un aus sprechlich
erst ab gekanzelt auf gesetzt erlaubt
dann aus/f gelesen schließlich mund geraubt
verbrämt um kette(l)t eben neben sächlich
verschämt verdruck(s)t die verse weg geplättet
die hölle evoziert & welt gerettet
gekach/kelt & gekächert & end/t sorgt
sag amen sag es sag zu allem amen
weil nichts nichts ist als dieser wunder samen
gesät wo wenig wächst er/s ist geborgt
Beitrag vom 13 Oktober, 2012 (12:13) | Autor: Walther | Rubrik: labyrinth/wort.gewebt., lug & trug | ![]() |
probeschuss
(„lern! denk! schieß“, ögyr 1989)
august 1914 nach september 1870
november 1918, 15. januar 1919
november 1989 vor oktober 1990
september 1939 nach november 1938
juni 1941, 20. januar 1942 am wannsee
9. september 2001 und folgende kreuzzüge
herbst 2007
herbst 1977, köln, mogadishu, stammheim
herbst jetzt:
ich ziele über die kimme der geschichte,
scharfgeschützter nobelpreismitträger,
seit 5uhr45 zurückschießend
Beitrag vom 13 Oktober, 2012 (06:14) | Autor: Jörg Meyer (oegyr) | Rubrik: alptraum/ego.wunde | ![]() |